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  • St. Anger oder warum uns Wut die Depression nicht spüren lässt

    Die Kolumne für Intros von Janine erscheint einmal im Monat und gibt euch einen Einblick in das Gehirn eines introvertierten Menschen. Sie schreibt über ihre Wut, Depression und lässt nie Humor vermissen. Janine und ich haben uns bei unserer Coaching-Ausbildung kennengelernt und sind bis heute dankbar, dass zwei Weirdos zusammengefunden haben. Das Gute an Wut ist, dass man die Depression nicht so spürt. Die kommt dann erst hinterher. Wut ist sowas wie ne Blendgranate. Vor allem sich selbst gegenüber. Wenn der Rauch aber verzogen ist, dann kommt die ganze schneebedeckte Hundescheiße wieder zum Vorschein. Und die kann man meistens nicht gut aushalten und dann wird man sehr traurig. Wenn’s gut läuft. Wenn’s schlecht läuft, ist man nicht mal mehr traurig. Dann ist man kurz davor, sich aufzulösen. Zu Recht auch, denkt man in solchen Momenten. Meine Wutpalette schillert in den schönsten Farben. Ich kann mich über alles, alles ärgern. Ich gehe nicht gern zum Arzt. Das hat in erster Linie mit meiner Hypochondrie zu tun und damit, dass ich wieder sehr, sehr traurig werde, wenn ein Arzt irgendwas an mir so betrachtet, als wär’s das jetzt gewesen. Davon erhole ich mich wochenlang nicht. Also lieber nicht hingehen und natürlich auf keinen Fall googeln. Krankheiten googeln wirkt wie Brandbeschleuniger für die Hypochondrie. Das Hauptproblem mit der ärztlichen Versorgung beginnt bei mir allerdings schon bevor mir diese von sich selbst besoffene Gottheit überhaupt Zutritt in sein Behandlungszimmer gewährt. Nämlich im Wartezimmer. Sofern man nicht umgehend anfängt auf’s Handy zu glotzen während man wartet, sieht man sich in aller Regel mit in Poco Domäne Bilderrahmen gepresster Scheiße konfrontiert. Da hängt dann sowas wie Kandinsky. Diese Kandinskys potenzieren meine ärztliche Beratungsresistenz bis ins Unendliche. Was ich übrigens unglaublich nachvollziehbar finde und schon wieder wütend werde bei der Vorstellung, dass Andere das nicht verstehen. Wie kann man denn jemandem seine Gesundheit oder wie die Ärzte das gerne sehen, seine Krankheit anvertrauen, der sich diese Kinderkunst ins Wartezimmer hängt? Der hat mich und mein ästhetisches Feingefühl ja schon beleidigt, noch bevor wir uns kennengelernt haben. Was denkt der denn von sich? Sowas wie: „Ich hab 27 Semester Menschen reparieren studiert und jeder der in meinem Wartezimmer sitzt, dem trau ich nicht mehr zu als Kandinsky?“ Really? Ich lass mich hier nicht so dermaßen erniedrigen von dir du Affe, denke ich und wäge ab, ob ich doch lieber nachträglich unbezahlten Urlaub beantragen soll, statt mir hier einen Krankenschein zu holen. Viel schlimmer wäre ja fast die Vorstellung, dass das SEINEM Verständnis von Kunst entspricht. So jemandem kann man erst recht nicht trauen. Jemand der sich solche Scheußlichkeiten ins Wartezimmer hängt, der kann kein Interesse an Heilung haben. Dem ist einfach alles komplett egal. Auch wirklich, wirklich ärgerlich ist die Musik in Frauenarztpraxen. Sollen Jack Johnsen und Katie Melua dazu beitragen, dass ich mich für die hiesige Thematik angemessen weiblich fühle, wenn ich diese bedeutungslose Zuckerwattescheiße hören muss? Ober denkt der Vorzimmer-DJ, dass es DAS ist, was Frauen so hören? Dann bilde ich mir kurz ein, meine Vulva nicht verdient zu haben. Offensichtlich bin ich keine richtige Frau oder so. Hier ist nur total der falsche Ort, um jetzt auch noch an der Geschlechteridentität zu zweifeln. Hier gehts schließlich nur um Eines. Alles untenrum und das in 100 % weiblicher Ausführung. Gut. Ruhe bewahren. Man sieht mir jetzt ja nicht gleich an, dass ich Jack Johnson doof finde. Also ran an die vorvorvorvorletzte Ausgabe der Gala. Wobei das mit der Gala auch schon wieder so’n Ding ist. Ich 27 Semester Medizinstudium, du Galaleserin. Und wenn ich jetzt meinen Stuckrad-Barre-Shit zu Hause vergessen habe und stattdessen Insta checken muss, dann seh ich auch noch genauso unkultiviert und blöde aus, dass die Gala doch wieder zu mir passen würde. Absolute Frechheit, in was man hier hereinmanövriert wird. Dann kann man höchstens noch einfach dasitzen und aus dem Fenster glotzen, was der Hypochondrie nicht zuträglich ist. Dann steiger' ich mich gleich wieder rein in die Urinprobe und ob damit alles ok ist. Nix wie weg hier ey. Neulich hat der Hersteller meines Haarsprays allen Ernstes die Farbe der Flasche und was noch viel krasser ist, den Duft verändert. Sag mal, haben die denn üüüüüüberhaupt keinen Respekt vor meinem geregelten Leben? Mal ganz ehrlich: ich soll hier Tag ein Tag aus das Erwachsenending mitspielen: Kind um 7 Uhr in die Schule bringen, was es auf Dauer erforderlich macht, noch vor Mitternacht pennen zu gehen, Steuern bezahlen, Termine beim Zahnarzt machen, Urlaub im Harz wegen Corona und so und dann das? Was glauben die Haarsprayleute eigentlich wer sie sind? Was ist mit uns psychisch instabilen Menschen? Denken die mal daran, dass es ganz, ganz wichtig ist, wenn man mal wieder droht, sich aufzulösen, dass wenigstens das Haarspray riecht wie immer? Wo kommt denn das alles her mit der Traurigkeit, also außer wenn es wirklich traurig ist, wie ertrinkende Menschen im Mittelmeer? Also wenn es nicht diese Art von Trauer ist, dann ist man doch wegen mangelndem Urvertrauen traurig. Wegen dem Vater, der an Säuferwahn starb und der Mutter, die die Empathie einer Luftpumpe besitzt. Da kann man sich unmöglich sicher fühlen, während man auch noch dieses Erwachsenending performen muss. Danke für Nichts ihr Haarspraywichser! Bis vor ein paar Jahren war ich oft so wütend und traurig abwechselnd, dass ich nach Rücksprache mit den Menschen die mit mir leben müssen dachte, es wäre jetzt mal wichtig, diese Wut loszuwerden. So bin ich in einem 3-tägigen Yoga-Wirwaschenunserewäscheuntenamfluss-Workshop gelandet. Das Konzept war wohl, dass man schwitzen, atmen und grenzdebil lächeln sollte und die Wut am Eingang abgegeben werden musste. Und so schwitzten wildfremde, hippe, Kleidergröße 32 Mädels auf meine Billo-Yogamatte. Wenn’s richtig schlecht lief, musste man sich auch noch gegenseitig anfassen. In den Pausen traf sich der Inner Circle zum gemeinsamen Fleisch- und Milchkonsumentenbashing. Ich war Tage lang besessen von dem Gedanken an ein Wiener Schnitzel. Den 2. Abend verbrachte ich ALLEIN in einem spanischen Restaurant, bestellte 80 Sorten Tapas und ne Flasche Rotwein, was das Atmen und Schwitzen am nächsten Tag insofern erschwerte, als dass ich eigentlich nur noch damit beschäftigt war, nicht auf die Matte zu kotzen. Wir sind mittlerweile Kumpels, die Wut und ich. Die Wut ist der Türsteher des Depressionsclubs. Und wenn der mal nicht so genau aufpasst, dann bin ich mitten drin in dieser dreckigen “Hier komm ich nie wieder bei klarem Verstand raus Berghainscheiße“. Klar, bisschen Take That- Never Forget hören und romantisch, melancholisch traurig sein is schon wichtig und n bisschen geil, aber Berghain, das ist ne andere Liga. We’re not invincible… Über die Autorin Alter: Meine Mutter sagt 41 Neigt zu: Hypochondrie, Depressionen, Prokrastination guilty pleasures: Verehrt Queen Elisabeth, trinkt Whisky auch manchmal mit Cola Kann nicht verzichten auf: Trüffel, Whisky ohne Cola, Streusel ohne Kuchen, Musik, Ehemann und Tochter Was andere sagen:Könntest auch erstmal guten Tag sagen, bevor du mir in die Fresse haust. Unnötigstes Talent: Kann nach einem Satz jede Folge Alf erraten.

  • Deutschland, warum hast du so viele Kinderseelen verletzt?

    Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um körperliche, seelische und sexuelle Gewalt an Kindern in der Erziehung. Solltest du mit diesen Themen Probleme haben, empfehle ich dir, den Artikel nicht zu lesen. Unsere Erziehung hat uns geprägt. Viel mehr als wir denken. Zurück schauen ist für viele schwierig. Loyalitätskonflikt, man will die eigenen Eltern nicht bloßstellen, oder schlichtweg nicht mehr drüber nachdenken. Doch wir haben hier als Land ein kollektives Thema. Deutschland arbeitet immer noch auf, was in den letzten 100 Jahren passiert ist. Es gibt viele Dinge, die trotzig bis in die Gegenwart reinschwappen. Über die man lange geschwiegen hat. In diesem Beitrag geht es nicht (nur) um den Nationalsozialismus und seine Erziehungsideale. Sondern was von ihm bis in die 90er Jahre und darüber hinaus übrig geblieben ist. Vor allem aber um die Nachkriegskinder, geboren zwischen 1945-1965. Die Generation meiner Eltern. Die Babyboomer. Die, von denen unser Land regiert wird. Es wird von Boomern für Boomer regiert. Und warum der Generationsbruch so heftig zu spüren ist, erklärt sich auch durch die Erziehung, die diese Generation erlebt hat. In Heimen, pädagogischen Konzepten, in den Köpfen der Menschen. Schwarze Pädagogik, nazi-indoktrinierte Erziehungsliteratur, Verschickungsheime, Kinderheime mit medizinischen Experimenten und nicht zu vergessen die kirchlichen geführten Einrichtungen, in denen viel Mißbrauch passiert ist. Wie ein stinkender, blubbernder Sumpf ist der Umgang mit Kinderseelen im Deutschland der Vergangenheit. Den Kinderseelen der Generationen unserer Eltern und Großeltern. Und deshalb betrifft es auch uns. Ganz gleich, ob die eigene Familie das erlebt hat. Wir haben da was kollektiv zu verstehen. Die Kriegsgeneration wurde erzogen zu militärischer Härte, die Nazis wollten keine glücklichen Kinder, sondern künftige Soldaten und Mütter. Es ging daher nicht viel um Bindung, das Kind gehörte dem Vaterland. Wie diese Generationen zwischen 1945 und 1965 aufgewachsen sind, welche Weltbilder über Kinder herrschten und wie sehr das der mentalen Gesundheit eines ganzen Landes geschadet hat, ist kaum zu ermessen. Was aber klar ist: Die Art, wie wir heute über uns denken, wie wir handeln und Gesellschaft verstehen, hat viel damit zu tun. Unser Selbstwert, die Fähigkeit zu vertrauen, Entscheidungen zu treffen und Beziehungen aufzubauen - das hat alles mit unserer Erziehung zu tun. Und einige haben bis heute fragwürdige pädagogische Konzepte stillschweigend übernommen. Was das produziert? Psychisch labile, kranke oder gebrochene Menschen. Denn es liegt eben doch so oft in der Kindheit begraben. Weil die ersten 6 Jahre eines Lebens uns so stark prägen in unserer Fähigkeit zu lieben, zu vertrauen, Bindungen aufzubauen und Selbstwert zu bilden. Wenn ich Menschen begleite, möchte ich immer erfahren, wie sie aufgewachsen und erzogen worden sind: Wie waren deine Eltern? Deine Großeltern? Gab es offene Gespräche? Gewalt? Wurde offen Liebe gezeigt und auch verbalisiert? Die Chance, dass ich eine Frau vor mir sitzen habe, deren Großmütter im Krieg vergewaltigt worden sind, ist hoch. Die Chance, dass ich jemanden begleite, der 40 ist und in seiner Kindheit noch mit Gürtel oder Schlappen verprügelt wurde, ebenfalls. Und dass diese Eltern selbst geschlagen wurden, versteht sich von selbst. Das prägt uns. Lässt uns unter Umständen ein Leben lang (unbewusst) leiden. Stichwort transgenerationales Trauma. Der Begriff “transgenerationales Trauma” beschreibt die Übertragung und den Einfluss von emotionalem Schmerz, von sozialem Leid, das in einem bestimmten Moment von einer Person empfunden wurde und das die ihr folgenden Generationen beeinflusst. (siehe https://gedankenwelt.de/was-ist-ein-transgenerationales-trauma/) Und viele verteidigen ihre Eltern automatisch. "Das hat mir ja auch nicht geschadet" DOCH, hat es. Und das dürfen wir anerkennen. Aufzuarbeiten, was damals passiert ist, ist elementar. Verletzte Menschen verletzen Menschen. Wer geschlagen wurde, schlägt später leichter zu. Wer psychisch gedemütigt oder vernachlässigt wurde, greift später oft zu ähnlichen Mitteln. Je mehr Menschen ihre Kindheit mit Profis aufarbeiten und lernen zu verstehen, desto eher können die folgenden Generationen heilen. Und Deutschland hat das bitter nötig. Studien zeigen, dass wir den zweiten Weltkrieg psychisch noch lange nicht verdaut haben. Frage dich mal selbst: Waren meine Großeltern im Krieg? Haben meine Großeltern Flucht/Kriegsgefangenschaft erlebt? Haben wir in der Familie ausführlich über Traumata durch den Krieg gesprochen oder wurde geschwiegen? Wurde das therapeutisch aufgearbeitet? Gab es verbale oder körperliche Züchtigung in der Kindheit deiner Eltern? Haben deine Großeltern ihren Kindern gegenüber offen Liebe und Zuneigung gezeigt? Die Antworten geben dir Aufschluss darüber, warum du so erzogen worden bist, wie du es wahrgenommen hast. Denn Liebe reproduziert sich genauso wie Gewalt, Schweigen und Verdrängung. Und selbst wenn sie es versucht haben, besser zu machen - sie sind hier und da dennoch gescheitert. Und das ist ok. Denn Eltern (wenn sie psychisch gesund sind) wollen das Beste für ihr Kind und wissen oft nicht, was das beste ist. Sie machen Fehler. Voll ok. Aus den Fehlern kann man lernen, wenn man sich diese traut anzuschauen. Was nicht funktioniert, ist alles abzuwinken, wegzuwischen oder auszuschweigen. Vielleicht war das Elternhaus aber gar nicht so gewalttätig. Es ging eher um vorbestimmte Wege (Du wirst mal Jurist, wie dein Vater und übernimmst du Kanzlei), gesellschaftliche Anpassung (So verhält man sich als Mädchen aber nicht) oder hohen Leistungsdruck (Mit diesen Noten kannst du heute Abend nicht weggehen, sondern lernst fleißig). Auch diese stillen Erwartungen, psychischer Druck oder Liebe gegen Leistung prägen uns stark. Hier wollen wir aber in die Abgründe schauen, die die deutsche Pädagogik der letzten drei Generationen hervorgebracht hat. Wo Staat, Kirche und Institutionen bewusst weggeschaut oder sogar noch angeheizt haben - zu Lasten der Kinder, die ein Leben lang leiden. Ich bin auf diese Filme in an einem Youtube Abend mehr oder weniger zufällig gestoßen und bin bis mitten in die Nacht in einen Kaninchenbau hinabgestiegen, der immer dunkler wurde. Meine Gedanken zu den Auswirkungen dieser Erziehungsmaßnahmen, die Millionen von Kindern "genossen" haben, mögen auf dich radikal und vielleicht zu düster klingen. Doch aus ihnen spricht vor allem Traurigkeit und Entsetzen und ich möchte mit diesem Blogbeitrag dem etwas entgegensetzen. Denn Aufklärung und Bewusstmachung sind die ersten Schritte der Transformation. Kinderheime/Fürsorgeheime In Nachkriegs-Deutschland wurde ein Großteil der Kinderheime von kirchlichen Trägern wie der Diakonie geführt. Nonnen, die schlagen und züchtigen, Priester die übergriffig werden. Ausschließlich pädagogisch ungelerntes Personal, militärische Erziehungsmethoden. Keine Seltenheit, sondern beängstigend normal. Einige Kinderheime wurden von ehemaligen Nazis geführt, die vorher Euthanasie-Programme in der NS Zeit organisierten. Sie führten Contergan-Versuche an kleinen Kindern durch. Sie ließen sie das eigene Erbrochene essen. Sie vergriffen sich an den Kindern physisch und sexuell. Einige Kinder starben. Viele Kinder arbeiteten in Fabriken. Ohne Bezahlung. Ganz zu schweigen, was mit Kindern passierte, die mit körperlichen oder geistigen Behinderungen auf die Welt kamen und in Heimen landeten. Hunderttausende von Kindern und Jugendlichen wurden in den 60er Jahren in Heime gesteckt, auch wenn sie keine Waisen waren. Aber sexuell auffielen, weil sie im Park abends knutschten und dann alleinerziehenden Müttern entrissen wurden, um im Heim wieder "auf Kurs" gebracht zu werden. Die meisten Kinder sind lebenslänglich traumatisiert und wuchsen in einer Gesellschaft auf, die ihnen nicht zuhörte. Sie bekamen selbst Kinder und gaben das Trauma weiter. Generation für Generation. Eingebettet in Trauma, Schmerz, Minderwertigkeitsgefühlen und psychischer Probleme. Verschickungsheime - 3 Millionen Kinder bis in die 90er Jahre Ganz am Anfang der Aufarbeitung stehen die Skandale rund um Verschickungsheime, in die sogenannte schwache, unterentwickelte, lungenkranke oder auffällige Kinder sehr früh entsendet wurden, um eine Kur zu machen. Teilweise erst vier Jahre alt und wochenlang von den Eltern getrennt. Über 90% der Kinder kommen traumatisiert und verstört zurück. Schweigen Jahrzehnte und leiden psychisch stark. Auch in der DDR gab es diese Heime, aber das Ausmaß im Westen war noch größer. Die Qualen der Kinder in diesen vermeintlichen Ferienheimen - unaussprechlich. Bis in die 90er Jahre wurden Kinder ganz offiziell von Krankenkassen und großen Unternehmen in diese Heime entsendet - es stand viel Geld im Hintergrund und die Kinder waren eine Ware. Diese Heime greifen in zwei Generationen von deutschen Kindern ein und bis heute sind die Grausamkeiten nicht aufgearbeitet. Es bilden sich langsam Opfergruppen, die nicht Entschädigung, sondern Antworten wollen. Ein Erziehungsmodell aus der Zeit unserer Urgroßväter "Bisher schützt die Gesellschaft die Erwachsenen und beschuldigt die Oper. Sie wurde in ihrer Blindheit von Theorien unterstützt, die - noch ganz dem Erziehungsmuster unserer Urgroßväter entsprechend - im Kind ein verschlagenes, von bösen Trieben beherrschtes Wesen sahen, das lügenhafte Geschichten erfindet und die unschuldigen Eltern angreift oder sie sexuell begehrt. In Wahrheit neigt jedes Kind dazu, sich selber für die Grausamkeiten der Eltern zu beschuldigen. Und den Eltern, die es immer liebt, die Verantwortung abzunehmen." Und weiter: "Erst seit einigen Jahren lässt sich dank der Anwendung von neuen therapeutischen Methoden beweisen, dass verdrängte traumatische Erlebnisse der Kindheit im Körper gespeichert sind. Und dass sie sich - unbewusst geblieben - auf das spätere Leben des Erwachsenen auswirken. Unsere Sensibilisierung für die bisher allgemein geleugneten Grausamkeiten in der Kindheit und deren Folgen wird von selbst dazu führen, dass das Weitergeben von Gewalt von Generation zu Generation ein Ende findet." Alice Miller - Am Anfang war Erziehung, 1980 Gefährliche Erziehungsratgeber bis heute Die Amerikaner sprechen von der Spock-Generation , geprägt durch das Buch "The Common Sense Book of Baby and Child Care" das Psychiater Benjamin Spock 1946 veröffentlichte und das die dortigen Babyboomer prägte. Es wurde über 50 Millionen mal verkauft. Im Vergleich zu deutschen Erziehungsratgebern waren die Amerikaner durch diesen Bestseller schon einige Jahrzehnte vor uns auf liebevolle, bindungsorientierte und gelassene Erziehung gestoßen. Damit machten sie nach dem 2. Weltkrieg eine radikale Wende. Für mich ein Indiz dafür, warum Amerikaner*innen heute so viel vokaler sind über ihre Innen- und Gefühlswelten, sich Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Therapie und Coaching schon sehr viel früher als wir öffneten. Ganz anders unsere Boomer-Generation, deren Eltern mit schrecklichen Kriegstraumata und indoktrinierten Ratgebern konfrontiert waren. Außerdem mangelte es dem Nachkriegsdeutschland an Kinderärzten (sehr viele Juden waren vor dem Krieg in diesem Feld tätig) und Psychoanalytikern (ebenfalls, größtenteils nach Amerika geflohen), um die Pädagogik zu reformieren. In Deutschland erscheint zehn Jahre früher das Buch "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" von Johanna Haarer, einer überzeugten Nationalsozialistin. Lungenfachärztin ohne pädagogische Bildung. Die letzte Ausgabe ihres Buchs erschein 1987 und ihr Buch wurde in den Familien von Generation zu Generation weitergeben, sodass sich die Methoden aus der Zeit der schwarzen Pädagogik länger hielten, als die meisten glaubten. Das Menschenbild der damaligen Zeit ging stark von den christlichen Werten der Erbsünde aus. Kinder müssen abgehärtet werden für eine antagonistische Welt, in der nur Gefahren lauern. Kinder müssen sich selbst in ihren Bedürfnissen und Emotionen selbst regulieren. Und sie sollen ihre Triebe in den Griff bekommen. Kinder sollen nicht zu kleinen Tyrannen werden, man soll sie schreien lassen um die Lungen zu kräftigen, ihren Willen brechen und sie nach einem Stundenplan füttern. Nicht trösten und verhätscheln, Körperkontakt beschränkt sich auf die Pflege des Kindes. Keinesfalls küssen. Ein Erziehungsstil der auf Distanz zwischen Mutter und Kind setzt, die Ermunterung die Kinder früh daran zu gewöhnen alleine zu sein, die Ermutigung dem Kind Schmerzkontrolle und Gefühlskontrolle beizubringen. Der Ratgeber droht, dass wenn das Kind nicht so funktioniert, wie im Ratgeber beschrieben, ihm später der Ausschluss der Volksgemeinschaft sicher sei. Auch die Ratgeber, die kostenlos von Standesämtern und später der Babynahrungs-Firma Alete verteilt wurden, griffen auf die Sätze von Johanna Haarer zurück. So verbreitete sich vor allen in den 50er und 60er Jahren diese Auffassung weiter, auch wenn der Krieg schon längst vorbei war. Kinder, die so erzogen werden, können gesellschaftlich funktionieren, sind aber im Erwachsenenleben oft bindungsgestört, haben mangelndes Selbstwertgefühl, Anpassungsstörungen, Angststörungen, Depressionen oder andere psychische Probleme. Auch heute gibt es noch pädagogische Ratgeber, die viel Schund verbreiten. Das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" ist heute noch erhältlich und hat mittlerweile schon Kritik gesammelt, aber es wird auch immer noch fleißig bei Amazon verkauft. Ein intuitives, bindungsstärkendes Verhältnis zum Kind aufzubauen, braucht keine Ratgeber. Und wenn, dann bitte keine von den Eltern übernehmen. Stärkt euch in der Eigenwahrnehmung, was euer Kind braucht und versucht nicht zu viel zu vergleichen, sondern das Kind als das anzusehen, was es schließlich ist: ein Individuum. Glaubenssätze, die Generationen über halten Die Art, wie wir erzogen wurden, prägt unser Menschen- und Weltbild, ob wir es wollen oder nicht. Am stärksten beeinflussen uns die Eltern oder Erziehungsberechtigten, ebenfalls wichtig sind Pädagog*innen, Lehrkräfte und andere Autoritätspersonen in der Freizeitgestaltung. Aus diesen Beziehungen leiten Kinder ein Selbstbild ab, das sich hartnäckig hält und im Unterbewusstsein gärt und brodelt. Hier ein paar Beispiele für diese Glaubenssätze: Ich bin nicht gut genug Um wertvoll zu sein, muss ich etwas tun Ich bin immer zu laut Ich bin zu schüchtern Ich darf nicht meine Meinung sagen Ich kenne keine Grenzen/Ich muss tun was andere sagen Ich habe das verdient, was mir passiert Ich bin ein schlechter Mensch Ich bin wertlos Es ist ein großer Schritt, aus diesen Glaubensmustern auszusteigen. Eine eigene Familie zu gründen, die andere Werte vertritt und statt Erziehung auf Beziehung setzt. Was können wir zur Aufarbeitung tun? Ganz gleich ob du Betroffene*r bist oder das Thema in deiner Familie nicht vorkommt, wir alle können etwas tun, um aufzuarbeiten was passiert ist: Anerkennen, dass wir in einem pädagogisch dysfunktionalen, veralteten System aufgewachsen sind Informieren, Dokumentationen schauen, Bücher lesen In der eigenen Familie darüber sprechen, Fragen stellen, das Schweigen brechen Die eigene Erziehung reflektieren Anerkennen, dass wir alle Traumata aus unserer Kindheit haben, auch wenn unsere Eltern es gut gemacht haben, weil das zum Leben dazu gehört Rückschau kann manchmal schmerzhaft sein, befreie dich von dem Verteidungssatz "Es hat mir doch nicht geschadet" Wenn Themen hochkommen, darüber mit vertrauten Menschen sprechen, sich mitteilen Gewalt (psychisch und körperlich) an Kindern mit null Toleranz begegnen, laut werden, sich einmischen wenn man es beobachtet Die eigenen Kinder sehr bewusst und bindungsorientiert begleiten Den eigenen Eltern und Großeltern deutliche Grenzen setzen, wenn sie sich in die Erziehung einmischen wollen Nicht ohne Hinterfragen Konzepte, Aussagen und Erziehungsmethoden der Eltern und Großeltern übernehmen! Informieren und besser machen Bei Überforderung in der Beziehung zum Kind einen Profi wie Kinder- und Jugendtherapeut*innen konsultieren und sich begleiten lassen Coaches, die auf Kindererziehung spezialisiert sind, auf Instagram folgen, sich inspirieren lassen Es so zu machen, wie es immer war, weil wir unsere Eltern und ihre Fehler nicht verraten wollen, führt uns nicht in die Gesellschaft, die wir für unsere Kinder gestalten wollen! Sei mutig, mach es anders und verdränge nicht, was passiert ist. Ann-Carolin Helmreich ist Mental & Emotional Transformation Coach und arbeitet mit Menschen und Organisationen an deren Durchbruch zu Selbstbestimmung und Zufriedenheit. Sie hat einige Semester Pädagogik und Psychologie studiert, ist kinderlos und arbeitet seit Jahren an der Erforschung von Mustern in Systemen von Familien. Wenn du mit Ann-Carolin Kontakt aufnehmen willst, um dein eigenes Leben besser zu verstehen, buche dir ein kostenloses Kennenlerngespräch.

  • Judgement Day oder Muttertag

    Vorträglich angeekelt warte ich heute auf das erste miese GiF zum “Happy Muttertag“. Mütter schicken sich sowas gerne gegenseitig. Kinder, die ihre Mütter hassen, denen aber wichtig ist, dass Mutti das nicht merkt sondern höchstens subtil ahnt, auch. Die Dinger stammen direkt aus der Hölle, for sure! Auf eine beklemmende Art und Weise fühle ich mich dadurch und durch den allgemeinen Muttertagshype noch schlechter als ohnehin schon in meiner Rolle als Supermomversagerin. Liebe Mütter mit denen ich auf dem Schulparkplatz smalltalken muss, Liebe meine Mutter, der meine hartnäckige Verweigerung, regelmäßig die Fenster zu putzen, immer noch peinlich ist und die hierin ein komplettes Versagen ihrerseits sieht: Fickt euch und euer Mutterbild! Eure Latte liegt, für Weirdomoms wie mich, deutlich zu hoch. Für mich bedeutet Schlafmangel Folter und gehört unter Strafe gestellt. Es entspricht nicht meiner Idee von Romantik, mir für’s Vögeln einen Termin in den Kalender eintragen zu müssen. Ich möchte endlich mal wieder verdammtes Grünzeug essen, ohne in ein enttäuschtes Kindergesicht zu blicken, weil es heute keine Nudeln gibt? Was mir dann das Herz zerreisst und dann gibt es doch wieder Nudeln, gepaart mit schlechtem Gewissen, eingeimpft durch die Supermoms, die super gerne super gerne sagen und einschlägige Pädagogikratgeber zitieren: „Das muss dein Kind aber auch mal lernen“. Also das mit dem Grünzeug. Is klar. In meinem Leben gibt es Tage, an denen ich schon morgens um 10 anfange die Stunden zu zählen, bis ich mir den fettesten Joint der Woche bauen darf, weil das Kind endlich eingeschlafen ist. Dann ist es mir unendlich peinlich, dass ich im Laufe der Woche sehr sicher den Geburtstag der Klassenlehrerin vergesse. Manchmal möchte ich mit dem Kopf gegen die Wand schlagen, weil ich den Abend lieber mit dem Ehemann verbringen und Sinn freie Debatten darüber führen möchte, ob Punk nun tot ist oder nicht. Oder ob jede Band mit narzisstisch grundiertem Frontmann dringend auf soziophobe Bassisten angewiesen ist und es deshalb bei Bassisten, entgegen seiner Meinung, nicht auf musikalisches Können, sondern darauf ankommt, dass der Bassist seine Schnauze halten kann …anstatt jetzt noch schnell die letzten Matheaufgaben für’s Homeschooling fälschen zu müssen? Eine weitere Bürde der Mutterschaft sind Kinderverabredungen. Weil alle Kinder, außer das Eigene, doof sind. Die sind deshalb so doof, weil die streberhaften, erzieherischen Maßnahmen ihrer Eltern bereits erfolgreich waren und die süßen Schnuckis jetzt schon neurotisch überangepasst, mit absehbarer Amokläuferkarriere durch die Gegend schleichen, keinen Spass mehr verstehen und jede Form von Blödelei abschätzig altklug verachten. Dann gibts noch die, die gerne immer machen dürfen, wonach ihnen der kleine Sinn steht und die deshalb gar kein Problem damit haben, Löcher in meine Gardinen zu schneiden, während Mama lobend beteuert, dieser Move sei Ausdruck von Hochbegabung, was der Kinderpsychologe auch schon gesagt hat und das deutet dann eher auf so ’ne Patrick Lindner Karriere hin. Darf ich an diesem Tag verzweifelt sein, weil mir jahrelang jeder Blumenstrauß, den ich meiner Mutter geschenkt hätte, wie eine ekelhafte Heuchelei vorgekommen wäre und das allgemeine Muttertagsgetue nicht nur das Gefühl eine miserable Mutter, sondern auch noch eine undankbare Tochter zu sein, hinterlässt? Darf ich Respekt vor meiner Mutter haben, sie achten für alles, was sie getan hat und gleichzeitig denken, halleluja, diese Frau bringt mich in 2 Sekunden dermaßen auf die Palme, dass ich unmöglich zum Muttertagskaffee erscheinen kann und will? Es ist schließlich mein Muttertag. Ein Tag an dem ich mich entscheide, die Wäsche liegen zu lassen, Spinat zu essen und Abends dicke Joints zu rauchen. Happy Muttertag! Nachträglich. Über die Autorin Born and living in fucking Brandenburg Alter: Meine Mutter sagt 41 Neigt zu: Hypochondrie, Depressionen, Prokrastination guilty pleasures: Verehrt Queen Elisabeth, trinkt Whisky auch manchmal mit Cola Kann nicht verzichten auf: Trüffel, Whisky ohne Cola, Streusel ohne Kuchen, Musik, Ehemann und Tochter Was andere sagen: Könntest auch erstmal guten Tag sagen, bevor du mir in die Fresse haust. Unnötigstes Talent: Kann nach einem Satz jede Folge Alf erraten.

  • Unser Arbeitsplatz: Heilungsbiotop oder Retraumatisierung?

    Unsere Arbeit kann unsere ganze Erfüllung sein. Oder unsere psychische Hölle. Firmen und Arbeitgeber sind Systeme, die uns konfrontieren. Sie konfrontieren uns (ganz unbewusst) mit unseren Unsicherheiten, Kleinheitsgefühlen, Glaubenssätzen und Limitierungen. Die Krankheitsraten für psychische Erkrankungen ist in den letzten Jahren drastisch angestiegen und wir wissen mittlerweile, dass uns Arbeit krank machen kann. Nicht der Stress, die Überarbeitung, Überforderung oder die Langeweile. Die kommen noch oben drauf. Ich spreche von unbewussten Entwicklungsthemen, die jede Firma birgt. Ich spreche von den Themen, die in meiner digitalen Praxis jede Woche aufschlagen. Depression, Angstzustände, Panikattacken. Aber auch subtilere Dinge wie Schlafstörungen, dauerhafte Grübelei, Verlust des Selbstwertgefühls. Inwiefern sind die Unternehmen daran schuld und wie kann man vorgehen, um das zu vermindern oder bestenfalls zu vermeiden? In den Jahren, die ich Firmen als Coach und Organisationsentwicklerin begleite, habe ich bemerkt, dass jede Firma eine Anziehung auf Menschen hat, die bestimmte unbewusste Muster in sich tragen. Etwas wie eine Energie, ein Sog, ein Magnet. So nach dem Motto "Gleich und gleich gesellt sich gerne" treffen in den Unternehmen oft ähnliche Menschen mit ähnlichen Mustern aufeinander. Heilungsbiotop - die Infografik Meine Beobachtungen habe ich in einem Schaubild zusammengefasst und auch den Punkt gefunden, an dem sich entscheidet, ob Mitarbeitende sich in einer Firma entfalten und entwickeln, oder verkümmern und psychisch leiden. Meine Beobachtungen beziehen sich ausschließlich auf Klein- und mittelständische Betriebe mit einer Mitarbeitendenzahl von max 200. Ob sich meine Gedanken auch auf größere Systeme übertragen lassen, bleibt noch offen. Dass dort genau das gleiche Dilemma herrscht, ist ziemlich sicher. Wer gründet, legt auch den psychischen Grundstein einer Firma Nehmen wir mal das Gründungs- oder Leitungsteam einer kleinen Firma, in der jeder einander mit Namen kennt. Wie wir alle, haben auch diese Menschen unbewusste psychische Themen, wie zB.: Umgang mit Kontrolle Umgang mit Macht unterdrückte Bedürfnisse innere Ohnmacht Kleinheitsgefühle/Minderwertigkeitsgefühle Toxische Beziehungsmuster Narzissmus (offen oder verdeckt) Grenzsetzung (Übersteigerter) Leistungsdruck Das Gefühl, nicht gut genug zu sein Wir alle haben Themen, die durch unsere Prägung im Elternhaus, unserer schulischen Erfahrungen, Freundschaften und Beziehungen in uns schlummern. Das ist auch voll ok so. Bestenfalls beschäftigen Menschen, die Firmen gründen sich AUCH mit ihrer mentalen Gesundheit und nicht nur mit den typischen Aspekten einer Gründung oder Geschäftsführung. Passiert nur leider ganz selten, dass Menschen in diesen Positionen ihre Psyche neugierig ergründen wollen. Und so gründen und leiten verletzte Kinder verletztende Systeme. Das lässt sich gar nicht oder kaum vermeiden. Denn niemand zwingt Menschen, die Führungsverantwortung übernehmen, in eine Selbstbetrachtung. So nach dem Motto: Erstmal drei Jahre Therapie machen, dich selbst verstehen lernen und dann darfst du Menschen führen. Das wäre echt ein Segen. Gibt's aber so nicht. Noch nicht. Praxis-Blick Ich coache häufiger mehrere Mitarbeitende eines Unternehmens. Die arbeiten in unterschiedlichen Teams/Projekten/Abteilungen. Nach ein paar Sitzungen fällt mir oft ein Leit-Thema auf, das alle vereint. Es ist unterschwellig und nicht sofort erkennbar, aber plötzlich wird es mir glasklar. Mal ist es der Umgang mit Leistungsdruck ("Ich bin nur etwas wert, wenn ich viel arbeite"), mal ist es, dass nahezu alle im Team Co-Abhängigkeiten zur Geschäftsführung aufwiesen. Und ein anderes Mal geht es fast allen Akteur*innen um Macht, auch wenn sie Machtstrukturen eigentlich ablehnen. Blickt man dann in die Geschäftsführung, die ich meist ebenfalls eng begleite, fällt auf, dass diese Themen ursprünglich dort angesiedelt sind und sich in die Firma tragen. Es sind oft die Gründer*innen, die ein Unternehmen stark prägen, vor allem wenn es nicht so groß ist. Je hierarchischer und kapitalistischer es aufgestellt ist, desto deutlicher beobachte ich dieses Phänomen. Warum ist das so? Firmen infantilisieren Mitarbeitende immer noch zu oft. In unserem Privatleben sind wir Erwachsene, die Kredite abbezahlen, Kinder erziehen, Häuser bauen, Angehörige pflegen usw. Aber in der Firma muss ich mich auf einmal erklären, warum ich morgen frei möchte oder heute früher gehe. Wie ein kleines Kind. Und da wir diese Autorität oft aus unserer Kindheit kennen, werden wir oft unbewusst in emotional schwierigen Situationen wieder in unser Kind-Ich gedrängt und verweilen da. Außerdem verbringen wir so viel Zeit mit Arbeit in unserem Leben, dass ein dauerhaftes Verstellen oder Verdrängen von Triggern den meisten nicht mehr möglich ist. Und wenn doch, dann meist zu Lasten unseres Privatlebens und Beziehungen. Ist die externe Begleitung durch Coaching & Therapie die Lösung für alles? Jein. Es ist ein Grundstein, über den eigentlich nicht mehr verhandelt werden sollte. Schon längst ist wissenschaftlich durch Studien belegt, dass der Einsatz von psychosozialen Angeboten wie Coaching oder Therapie auf Firmenkosten sich auszahlt. Viele Unternehmen zahlen Weiterbildungen, Tagungen und Bahncards, sparen aber oft an der psychologischen Begleitung ihrer Firma. Spätestens durch die Pandemie kann keine Firma mehr behaupten, dass es keinen Bedarf dafür gibt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Auslagerung an Profis, die Tools kennen und geschult zuhören Förderung der Selbstwirksamkeit Wertschätzung für die Mitarbeitenden Prävention von psychischen Krankheiten (Burnout, Depression, ...) Stärkung der Bindung untereinander Retention-Rate verbessert sich (Mitarbeitende verbleiben länger beim AG) Leistungsbereitschaft und Zufriedenheit wird gesteigert Senkung der Fehltage und Krankmeldungen (durch Studien bewiesen) Signalgebende Unabhängige zur Beurteilung des Systems (Organisationsentwicklung) Bestenfalls gehen diese Profis Hand in Hand mit der Organisationsentwicklung und die anonymisierten Erkenntnisse fließen dort ein. So kann das Unternehmen selbst von innen heraus gestärkt werden und interne Prozesse werden bedürfnisorientiert so verändert, dass die Teams glücklicher und effektiver sind. Klar, nicht jede*r Coach/Therapeut*in ist automatisch auch an Organisationsentwicklung beteiligt, es ist auch nicht immer gewünscht. Wird diese Brücke allerdings geschlagen und die Erkenntnisse ernst genommen, kann die Transformation starten! Wirst du auch oft getriggert im Job? Kannst du dich in den Themen wiederfinden? Oder widersprichst du? Ich bin sehr gespannt auf deine Meinung! Diskutiere auf Facebook, Instagram oder hier mit. Dein Unternehmen braucht Begleitung durch Coaching und Organisationsentwicklung? Dann lass uns gerne kostenlos dazu sprechen, ich freue mich drauf!

  • Der Löwenzahn muss weg!

    Sofern das auf dem Land lebende Umfeld nicht spaziert, zieht es in jedem verdammten Frühjahr in den Krieg. Unerschrocken tut der gemeine Eigenheimler, was er tun muss. Er sagt der Natur den Kampf an. Zunächst erfolgt die Bemusterung sowie eine Inventur der Waffenkammern. Ein weiteres Mal hoffe ich, dass wenigstens Teile der kampfbereiten männlichen Gartentraum-Erfüllungsgehilfen einfach nicht mehr laufen können oder zu schwach sind um die elektrische Heckenschere zu bedienen. Fehlanzeige. Die Aussicht für Ruhm und Ehre mitten auf dem Rasenkampffeld zu sterben, scheint die ansonsten blässlich vor sich hinlahmenden Kriegsversehrten in einem Maße zu motivieren, dass die königliche Garde der Queen vor Freude salutieren würde. Die Inventur der Waffenkammern zieht sich über mehrere Wochen. Hacken, Spaten, Rasenmäher, Vertikutierer und vor allem die Düngervorräte werden inspiziert. Es überrascht dann nur so mittel, dass das Verteidigungsministerium wie gewohnt zu dem Schluss kommt: es muss aufgerüstet werden. + Alles was nicht wächst wie in „Mein schöner Garten“, hat hier nichts zu suchen. Wir lassen uns nicht Überunkrauten, das Gartenboot ist voll. Der Etat wird aufgestockt. Ein Ausgleich erfolgt durch den konsequenten Konsum von 99 Cent Grillfleisch. Da muss man auch mal Opfer bringen. Erinnerung an mich selbst in der Zeit von März bis Ende Juni: unter keinen Umständen am Wochenende einen Baumarkt aufsuchen. Außer wenn dieses heimtückische Gras meinerseits nicht gemäht sondern geraucht wurde, Kinos immer noch geschlossen sind, ich nach adäquatem Unterhaltungsersatz suche und mich vorher mit ausreichend Karamellpopcorn eingedeckt habe. Dann ist es was anderes. Dann darf aber auch nichts gekauft werden, sonst neige ich dazu alle armen Containerbäume und Sträucher befreien zu wollen und wundere mich später über deutlich zu wenig Platz im Garten für 15 neue Marillenbäume oder so. Außerdem verwirrt es den Ehemann, der weiß dann nie wie ernst mir der neue Schlafzimmeranstrich in einem Traum aus Stille-der-Gletscher-Eisblau wirklich ist und ob ich die Änderung des Schlafzimmerfarbkonzenzeptes morgen ohne Sustanzmitteleinfluss immer noch für eine gute Idee halte. Als ordentliche Kriegsdienstverweigerin ziehe ich mit Picknickdecke, Kaffeetasse und sämtlichen Stuckrad-Barre Büchern unter die nächstgelegene Birke. Noch ehe ich anfangen kann darüber nachzudenken, ob Stuckrad-Barre einfach grundsätzlich zu feiern ist oder wenn nicht, ob die Schuld dann ausschließlich bei mir liegt, eröffnet der erste Nachbar das Gefecht. Eine Salve aus 15 Versuchen, den Benzinrasenmäher nach der Winterpause zu starten, lässt mich erstarren. Mit gekonnt heroisch-gequälter James Ryan-Miene wird nun über eine Dauer von unerträglichen vier Stunden das Kampfgerät über den nicht vorhandenen Rasen geschoben. Der ist nämlich den Winter über nicht gewachsen. Die Soldatenfrauen scheinen nun aber die völlige Verwahrlosung ihrer sterilen Gartenträume einerseits zu fürchten, andererseits sehnen sie sich mittlerweile stark nach öffentlicher Anerkennung ihres unermüdlichen Einsatzes für Haus und Garten. Während sämtliches Staubgesauge, Treppengewische und Fenstgergeputze in den letzten sechs Monaten ungesehen verrichtet werden musste, ist im Rahmen der Gartenarbeit eines Sicher: der Applaus der gesamten Nachbarschaft. Sobald ich aus Versehen auch mal mit ner Harke durch den Garten laufe, ertönt Beifall. „Na, seid ihr auch fleißig?“, versucht mich die Nachbarin wie eine verblödete Drittklässlerin mit Lob zu konditionieren. Karamellpopcorn kannste rüber reichen, dann überleg ich’s mir vielleicht nochmal, denke ich. „Könnta bei uns gleich weiter machen.“, ergänzt ihr Gatte von der Mähfront. An welcher Stelle vermittle ich den Eindruck, als wäre das eine Option? Es dauert nicht lange, da macht sich das Heer auf der anderen Gartenseite bereit, um für den Erhalt der deutschen Gartenordnung alles zu geben. Während ich einen erneuten Versuch starte, meiner heiß ersehnten Stuckrad-Barre-Überlegung auf der Picknickdecke noch eine Chance zu geben, den Höllenlärm von links ignorierend, wuchtet Dirk, recht von mir, riesige Pflanzkübel durch den Garten. Geduldig wartet er auf die Anweisungen seiner Heerführerin. Dabei erinnert er mich an Heidi Klums Mädchen, wie sie leicht bekleidet bei minus 20 Grad an einem Kran hängen und lächeln, während die anorektische Grand Dame der Modelszene Anweisungen gibt. Hierbei lässt weder Heidi noch die Gattin des Nachbarn auch nur den geringsten Zweifel daran, dass jeder Eindruck von Qual zu einem unehrenhaften Ausscheiden aus der Truppe führen würde. Nachdem sich das Gartenmilitär während der ordentlich geregelten, lärmfreien Nachmittagszeit ins Hausinnere zurückgezogen hatte -wozu auch im Garten sitzen?- bläst Athene zur letzten großen Schlacht. „Dirk, der Löwenzahn muss weg!“ Da sitzt er nun, der Kriegsheld, mit müden Knochen, auf seinem Rollrasen, fluchend über diesen verdammten Löwenzahn, der ihm im Falle einer Niederlage endlose Verachtung durch seine Athene einbringen würde. Das treibt ihn an. Und die Aussicht auf ein wohlverdientes, fachmännisch gegrilltes Schweinenackensteak. Über die Autorin Born and living in fucking Brandenburg Alter: Meine Mutter sagt 41 Neigt zu: Hypochondrie, Depressionen, Prokrastination guilty pleasures: Verehrt Queen Elisabeth, trinkt Whisky auch manchmal mit Cola Kann nicht verzichten auf: Trüffel, Whisky ohne Cola, Streusel ohne Kuchen, Musik, Ehemann und Tochter Was andere sagen: Könntest auch erstmal guten Tag sagen, bevor du mir in die Fresse haust. Unnötigstes Talent: Kann nach einem Satz jede Folge Alf erraten.

  • Meine toxische Beziehung zu einem Narzissten

    Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um psychischen Missbrauch und Narzissmus. Sollte dich das emotional zu sehr aufwühlen, empfehle ich dir, den Artikel nicht zu lesen. Es gibt Beziehungen, da versteht man erst, was einem angetan wurde, wenn sie schon lange vorbei sind. Ich hatte einige von ihnen. Doch die schlimmste war die zu einem Narzissten. Er hatte sogar die offizielle Diagnose. Ich hab’s gewusst. Und bin dennoch mit offenen Armen dem Trauma entgegengerannt. Mit Anlauf. Doch von vorne. Bevor ich mich in meine wunderbare Frau verliebt habe, habe ich überwiegend Männer gedatet. Warum das so war, das könnte nochmal ein eigener Blogbeitrag werden ;-) Ich habe Michael (Name geändert) im Internet kennengelernt. Gutaussehend, sehr groß, strahlend blaue Augen, Glatze, charmantes Lächeln, eloquenter Schreibstil. Wir verabredeten uns und einen Tag vorher sagte er ab. Komisch. Ein paar Monate später ein erneuter Versuch und wir trafen uns. Kann ja mal passieren, dachte ich. Neue Chance, neues Glück. Und es begann alles, was man aus Beziehungen mit Narzissten kennt. Eine grandiose Love-Bombing Phase, in der er mich verwöhnte, mir viele Komplimente machte, sich viel mehr Mühe machte als ich das von anderen Männern kannte. Ich dachte wirklich, diesmal habe ich Glück gehabt: Ein gutaussehender Mann, ganz in der Nähe meiner Heimat aufgewachsen und meinen Zungenschlag sprechend, in der IT Branche tätig, eloquent und er interessiert sich auch noch für die gleichen Sachen wie ich. Aufmerksam, mir zugewandt, bereit für eine Beziehung. In einer Stadt wie Berlin fast ein 6er im Lotto. Ich fühlte mich geschmeichelt und setzte schnell die rosarote Brille auf. Die ersten Tage und Wochen waren wunderbar. Narzissten schaffen es, dich durch ihr Lovebombing in einen Zustand zu bringen, der süchtig machen kann. Der alles andere vergessen lässt. Du fühlst dich gesehen, geliebt, verehrt. Sie können dir durch Future-Faking das Leben versprechen, dass du immer leben wolltest. Sie lesen dich ganz aufmerksam und studieren dich. Deine Leidenschaften, deine Interessen, vor allem aber auch deine Fehler, deine Abgründe und Unsicherheiten. Und nutzen das alles für die perfekte Illusion am Anfang, um dich zu binden. Später nutzen sie diese Informationen, um dich abzuwerten, psychisch zu missbrauchen und dich zu vernebeln. Daher ist es für Betroffene sehr schwer, das, was ihnen passiert ist, zu schildern. Die ersten Lügen fliegen auf Kurz darauf flog ich für mehrere Wochen nach Nepal, um für meine Hilfsorganisation zu arbeiten. Da sind die ersten Lügengebilde geplatzt. Am Telefon, viele tausend Kilometer entfernt fühlte er sich mutig genug, mir ein paar Dinge zu erzählen. Er war gar kein IT-Manager in einer Agentur, sondern ein Praktikant in der Umschulung. Davor war er lange arbeitslos und sei jetzt in einer Maßnahme von der Arbeitsagentur. Ich verstand die Welt nicht mehr. Warum macht er mir was vor und sagt nicht gleich die Wahrheit? Er meinte, er habe aus Scham gelogen. Wochenlang hatte ich ihn bei der Arbeit abgeholt und ging von anderen Tatsachen aus. Dicke fette red Flag! Red flags, das sind Warnhinweise in toxischen Beziehungen, die wir gerne übersehen oder unserer Intuition nicht folgen. Rückblickend findet man duzende, machmal hunderte davon, wenn man sich auf eine narzisstische Person einlässt. Währenddessen ignoriert man sie oft, weil man schon tief in der Manipulation steckt. Die Lügen gingen weiter, ab und an deckte ich eine auf. Was sich als Saubermann präsentierte, der seinen „shit zusammen“ hat, so seine Aussage, entpuppte sich nach kurzer Zeit als etwas ganz anderes. Michael hatte schwere psychische Probleme und eine lange Historie damit. Wusste ich natürlich auch nicht von Anfang an, wer erzählt schon beim ersten Date seine Diagnosen? Aber nach ein paar Dates sollte man schon den Mut finden, die eigene Mental Health ins Gespräch zu bringen, wenn einem was an dem Menschen liegt und man eine Beziehung eingehen möchte. Er kämpfte mit starken Zwangshandlungen im Haushalt, die ihn für 3-4 Stunden am Tag beschäftigt hielten. Jedes Kleidungsstück das er trug, von der Unterhose bis zur Mütze, musste mit einem Fusselroller nach einem bestimmten Muster abgerollt werden. Und das Bett auch. Aber erst nach drei Minuten, wenn der Staub sich gesenkt hatte. Alle Dinge aus dem Geschirrspüler wurden extra abgetrocknet, die Schubladen und Schränke mussten immer neu ausgewaschen werden, bevor frisches Geschirr dort rein kam. Jedes Mal. Und das waren nur ein paar seiner Ticks, die er auch in meiner Wohnung ausleben musste, weil man Zwangshandlungen nicht immer bei anderen abstellen kann. Er konnte das zumindest nicht. Und weil ich keine Zwänge hatte, war ich natürlich vor allem eines: Eine Schlampe im Haushalt. Er beschimpfte mich als unhygienisch, schlampig, nachlässig, eine Versagerin in der Haushaltsführung. Zu Recht? Nope, ich hab sicher Schwachstellen, aber das ging eindeutig zu weit. Viel zu weit. Er war bei mir zuhause wie ein Detektiv hinter jedem Staubkorn her. Später musste spezielle Schwämme und Reinigungsutensilien kaufen und bei Ikea waren so viel Fusselroller-Nachfüllpackungen im Einkaufswagen (im Monat verbrauchte er so schätzungsweise 40 Rollen), dass es mir an der Kasse peinlich war. Klar, das war belastend, aber ich dachte wir kriegen das schon hin. Liebe heilt vieles. Und er war ja auch schon in Therapie. Und in der Klinik für mehrere Wochen. Bevor wir uns kennenlernten. Dort hatte man ihm Zwänge, Depressionen und Narzissmuss diagnostiziert, meinte er eines Tages. Ehrlich gesagt war ich schon erstmal ziemlich platt davon. Aber eben auch verliebt in ihn und ohne es zu wissen schon längst Opfer seiner Manipulationen. Ich dachte, wenn er sich so bewusst über alles ist, dann wird's nicht so schlimm. Er ging aber auch nicht in Therapie während unserer Beziehung und ich war noch nicht im Coaching tätig und daher etwas naiv. Es dauerte nicht lange, bis er begann mich abzuwerten. An einen Dialog erinnere ich mich noch ganz genau. Wir lagen kuschelnd auf dem Bett und er meinte ganz nebenbei zu mir: „Es ist ja offensichtlich, dass ich besser aussehe als du. Was bringst du denn als Ausgleich in die Beziehung?“ (WHAAAAAT? Denkst du jetzt vielleicht. Wie kann der das sagen? Biste wenigst ausgerastet?) Nope. Ich war schon so manipuliert und in seinen Fängen (wer mit Narzissten verkehrt, weiß was ich meine), dass ich nicht mal eine Empörung aussprechen konnte, sondern ihm ernsthaft begann aufzuzählen, was ich in die Beziehung einbringe. Ich hatte keinerlei gesunde Grenzsetzung mehr. Das fällt mir generell schwer, diese Grenzsetzung. Und er hat das systematisch ausgenutzt, um seine narzisstische Zufuhr zu bekommen. Mein Leid war sein Genuss. Meine Tränen waren sein Triumph. Im Nachhinein tut mir diese alte Version von mir sehr leid. Ich habe Mitgefühl mit der Frau, die ich war, die so bedürftig nach Liebe so viel ertrug. Mein Selbstwert war zu dieser Zeit schon so durch seine Manipulationen sabotiert, dass ich den Schmerz nicht mal merkte. Etwas in mir dachte, dass Beziehung eben so sein muss. Klar, ich hatte vorher auch liebevolle Beziehungen. Aber das war lange her. In Berlin hatte ich meine Arbeit und das, was man ein casual Dating Verhalten nennt. Ich wollte so sehr eine Beziehung, Stabilität, Sicherheit, Nähe, Zuwendung - ich war damals bereit, mich dafür aufzugeben. Und es ging weiter. Er beleidigte mich aufs Übelste, kannte alle meine wunden Punkte und setze das verbale Messer geschickt dort an, wo es am meisten weh tut. Ich war verzweifelt, aber nicht fähig, mich zu trennen. „Du weißt schon, dass mein Sohn ein Narzisst ist“, sagte mir die Mutter wenige Stunden nach dem Kennenlernen, als wolle sie mich warnen. Ich kannte den Begriff nur als selbstverliebter Charakter. Was Gaslighting, toxische Beziehungen, Love Bombing, Future Faking usw sind, ich hatte keine Ahnung. (Super Aufklärungsartikel und Glossar zu den o.g. Begriffen findest du hier) Die Bombe platze an Weihnachten Er stand mitten in der Nacht vor der Haustür meiner Eltern, viele Stunden später als ausgemacht und entschuldigte sich, dass er so spät ist, ihm sei etwas dazwischen gekommen. Ich war schon sauer, wollte aber keine große Szene machen, weil bereits alle schliefen und bat ihn hoch. Dort erzählte er mir dann, dass er mit seinem besten Freund nach dem Konzert in Frankfurt noch ein wenig „um die Häuser gezogen“ sei und dabei in einem Saunaclub gelandet ist. Da lag ich nun, am 24.12., nachts um halb drei und hörte mir von meinem Freund an, dass er gerade mit einer Prostituierten auf dem Zimmer war. In mir machte sich Fassungslosigkeit breit. Hilflosigkeit. Ohnmacht. Ich war wie gelähmt, da er es kalt und gefühllos erzählte. So selbstgerecht und ohne Schuldgefühle. Er meinte, er wolle es mir lieber gleich erzählen, weil ich ihn ja schon beim Lügen erwischt habe. Und schließlich hatten sie keinen Sex. Er habe nur ihre Brüste berührt und dann haben sie geredet. Und er macht alles, alles dafür, dass ich ihm verzeihe. Und ich gebe ihm diese weitere Chance. Fahre ohnmächtig mit 180 Sachen weiter durch eine traumatische Beziehung. Natürlich hat er nichts davon umgesetzt. Leere Versprechungen sind der zweite Vorname von Narzissten. Sie sind sich selbst so wichtig, dass sie das gar nicht einhalten können. Zu viel Energie geht dafür drauf, ihren verletzlichen und winzigen Selbstwert zu schützen, in dem sie andere Menschen manipulieren, aussaugen und psychisch zerstören. An Weihnachten überstrahlte sein Drama meine ganze Familie, es kam zu großen Streitigkeiten. Wo er war, war auch Konflikt. Und ich? Warum ich das alles mit mir machen ließ? Warum ich nicht stark meine Grenzen setze? Ein Teil von mir war so sehnsüchtig nach einer Beziehung, nach Ankommen, nach Halt und nach Geborgenheit. Und mein Selbstwert war durch die Art, wie Männer mich in der Vergangenheit oft behandelt haben, nicht stabil. Ich war sehr anfällig für Manipulation. Ich erkannte sie zwar, aber ich lies es geschehen, weil ich dachte, dass das der Preis ist, den ich zahlen muss. Schließlich redete er mir ja andauernd ein, dass ich nicht wertvoll sei. Alles, was er anfangs an mir toll fand, wurde später abgewertet und ich war nur noch auf Eierschalen laufend ein Schatten der Frau, die ich vor ihm war. Das alles traf mich in einer Zeit, in der viel Trauma in meinem Leben passierte. Es war kein Jahr her, dass ich traumatisch aus meinem alten Job geschmissen wurde und danach ein Erdbeben in Nepal erlebte. Ich hatte mit posttraumatischen Belastungsstörungen, depressiven Episoden und Anpassungsstörungen an ein geregeltes Leben in Deutschland zu kämpfen. Es interessierte ihn nicht. Er legte Schippe für Schippe drauf. Ich schwieg. Auch zu Freunden und Freundinnen kein Wort. Ich schämte mich irgendwie. Schämte mich dafür, dass ich psychisch missbraucht wurde und es nicht beenden konnte. Es dauerte noch ein paar Wochen und der psychische Missbrauch hörte nicht auf. Ich vertraute mich endlich meiner Freundin an, die Psychologin ist. Meine Rettung, denn sie wusste nicht nur, wie Narzissten ihre Opfer emotional missbrauchen und aussaugen, sondern auch, wie man sich dem entgegenstellt. Sie stärkte mich und blieb an meiner Seite. Die Trennung einzuleiten war mit großer Angst verbunden, aber ich wusste, dass es nur eine Maßnahme gibt, die wirklich hilft: No Contact! Nachdem ich also die Beziehung beendete, auf gar keinen Fall auf irgendeine Sache einzugehen, keine Tricks, keine Versprechen, keine Lügen. Einfach nur schweigen und den Gegenüber am langen Arm verhungern lassen. Denn dann geht dem Narzissten die Nahrung aus – unsere Emotionen. Doch er hatte noch meinen Wohnungsschlüssel und so hatte ich jede Nacht schreckliche Angst, dass er einbrechen würde um sich an mir zu rächen. Bis ich den Schlüssel wieder hatte, vergingen zwei Wochen und er erpresste mich ganz fies damit. Es dauerte lange, bis ich wieder fähig war, etwas anderes als Angst zu spüren. Dann trat langsam die Erleichterung in mein Leben, dass ich ihn los war. Mein Selbstwert war aber nicht sofort wieder da. Ich machte mir viele Vorwürfe, vor allem mich nicht genauer informiert zu haben. Schritt für Schritt kämpfte ich mich ins Leben zurück. Ich war sehr unsicher in Dingen Liebe geworden. Auch wenn es „nur ein paar Monate“ waren, haben sie mich psychisch stark beeinträchtigt. Beim Aufarbeiten fiel mir auf, dass ich schon viele Narzissten in meinem Leben getroffen hatte. Und auch mindestens eine weitere Beziehung mit jemandem hatte, der starke narzisstische Tendenzen aufwies. Und dann waren da noch alte Kolleg*innen, Mitgründer und mehr. Auf einmal war es sonnenklar: Ich war wie ein Magnet für diese Menschen. Entweder aufgrund meiner sehr hohen Empathie-Fähigkeit, die Narzissten stark anzieht, denn man kann diese Menschen hervorragend emotional ausbeuten. Oder auch, weil mir solche Muster noch früher in meinem Leben begegnet sind. Und es hat nie aufgehört. Letztes Jahr bin ich erneut einem verdeckten Narzissten im Arbeitskontext auf den Leim gegangen. Er spannte mich vor seinen Wagen und ich lies mich instrumentalisieren, weil ich auch diesmal auf Future-Faking reingefallen bin. Doch es waren nur leere Worte und sein Charakter nur eine leere Hülle, die er wie ein Chamäleon umfärbte, je nach dem wer ihm gegenüber stand. Wieder fiel ich hin. Drei Monate kostete es mich innerlich, mich von dem emotionalen Missbrauch zu erholen, der wieder stattfand. Warum ich das sage? Weil ich dachte, ich wäre irgendwann imun. Aufgeklärt genug. Vielleicht sogar abgeklärt. Aber ganz gleich, wie viele Dokumentationen, Interviews, Youtube Videos und Selbsthilfegruppen in Facebook ich durchstöbere – es kann immer wieder passieren. Meine Wunden sind verheilt. Doch der Schmerz wird durch diese Zeilen wieder lebendig. Ich merke, wie schwer es mir fällt, mich zu outen. Ich bin eine Überlebende psychischer Gewalt. Ich mag das Wort Überlebende (aus dem engl. Survivor) lieber als das Wort Opfer. Und ich weiß mittlerweile, dass ich anfällig für diese Menschen bin. Dass mich ihr Charisma blendet, oder ihre Bescheidenheit (verdeckter Narzissmus). Und natürlich auch, dass ich selbst (wie jede*r) narzisstische Züge in mir trage. Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen ein paar Zügen und einer (diagnostizierten) Persönlichkeitsstörung. Daher ist es mir so wichtig, aufzuklären. Ich weiß, es ist gefährlich, in unseren Zeiten von einer Pandemie zu sprechen. Aber es ist genau das, eine verdammte Pandemie der Narzisst*innen. Sie sind überall, besonders dort, wo das Rampenlicht ist. In Politik, Kultur, TV...aber auch in vielen psychosozialen Berufen wie Medizin, Therapie und und und... Es greift um sich. Es gibt bereits Befürchtungen, dass wir ganze Generationen Narzisst*innen heranziehen. Die Grenze zur Psychopathie ist bei einigen (auch wenn’s wenige sind) sehr dünn. Und ihre Opfer schweigen oft. Aus Scham und Schuld. Weil sie gar nicht wissen, dass sie missbraucht worden sind. Oder weil sie verstummt sind und ihre Stimme nie mehr finden. Ich möchte meine Stimme nutzen. Laut werden gegen den Missbrauch dieser Menschen. Auch wenn sie selbst nur "verletzte Kinder" sind, ist die Zahl der Narzissten, die ernsthafte Therapie-Bemühungen anstreben, viel zu gering. Obgleich Studien zeigen, dass dies das einzige Mittel ist, was hilft und reflektierte Narzissten durchaus auch beziehungsfähig werden können. Doch bis dahin sind sie verletzt und bluten auf andere unschuldige Menschen. Man sagt, dass psychischer Missbrauch mindestens genauso schlimm ist wie physischer. Er bleibt oft noch länger in den Überlebenden seelisch abgespeichert. Eine körperliche Wunde kann heilen, eine seelische auch. Nur sieht man die Narbe nicht. Nachtrag: Es war zu erwarten, dass Michael mich weiter verfolgt, auch viele Jahre nach unserer Beziehung. Wenige Tage nach dem Erscheinen des Artikels erhielt ich diese Email: Hallo Ann-Carolin, ich wurde auf www.tatsinn.com/post/psychischer-missbrauch-meine-toxische-beziehung-zu-einem-narzissten aufmerksam gemacht. Ich habe den Artikel gelesen und etwas darüber nachgedacht. Meine ersten Impulse waren, dass Du mir leid tust mit deinem geschilderten Empfinden und das ich Dir ggf. ein vermittelndes Gespräch anbiete. Ich habe darüber geschlafen. Nun lehne ich es ab. Unabhängig von Dir (Du hast mich nicht gebeten Dir zu schreiben), hättest Du nicht derart viele Falschinformationen eingeflochten, hättest Du entsprechend dem Titel wenigstens eine Beziehung beschrieben (es gibt da min. 2 Beteiligte), würdest Du nicht derart auf die Narzisten-Welle aufspringen zur Monetarisierung deiner Tätigkeiten nutzen, so viel falsch 😑, dann hätte ich Dir vielleicht ein Gespräch angeboten - nicht für mich, sondern rein für Dich, wenn Du es gewollt hättest. So ziehst Du andere durch den Kakao. Viel Erfolg, wenn das Deine Methode der Verarbeitung ist. Ich wünsche Dir dennoch alles Gute. Ich hatte die Trennung nach wenigen Tagen weitestgehend verarbeitet, nach allem was wirklich passiert war. Ich denke da solltest Du loslassen. Verletzt coacht es sich schlecht ist meine Meinung. Grüße M. An dieser Mail sieht man sehr deutlich weitere Mechanismen eines Narzissten wie Victim Blaming, Täter-Opfer-Umkehr, Abwertung und Anschuldigungen. Ich bin dankbar für diese Mail, zeigt sie mir doch deutlich auf, welches Gefühl diese Menschen versuchen zu verursachen. Eine erneute Demaskierung. Mit dem Unterschied, dass ich es nun ganz deutlich erkenne. Wenn du dich weiter informieren möchtest zum Thema Narzissmus und seine verschiedenen Untertypen, empfehle ich dir den Kanal von Herzbooster. Jessica hat bereits bei TATSINN ein ausführliches Interview gegeben, das ich ebenfalls verlinke. Sie ist als Coach und Psychologin spezialisiert auf dieses Thema und kann euch bei Bedarf helfen aus einer toxischen Beziehung zu gehen oder eine vergangene Beziehung zu verarbeiten. Auch ich biete mit TATSINN dafür Begleitung an, buche dir gerne ein kostenloses Kennenlerngespräch um mit mir in Kontakt zu treten.

  • Was will mir die Wut sagen? Negative Emotionen verstehen

    Wir teilen Gefühle gerne ein in "gute" und "schlechte" Gefühle. Welche, die wir gerne fühlen und andere, die wir gerne vermeiden wollen oder gar nicht erst fühlen möchten. Und genau hier beginnt schon ein großes Missverständnis. Alle Gefühle sind ok und dürfen da sein. Wir haben sie nur häufig nicht gelernt, sie richtig zu verstehen und zu deuten. Unsere Kindheit - Schlüssel zum Umgang mit Gefühlen Erinnere dich an deine Kindheit und das Gefühl Wut. Warst du ein Kind, das schnell wütend geworden ist? Getobt hat und der Frustration Ausdruck verliehen hat? Oder eher ein schüchternes Kind, dass Wut nicht wirklich gezeigt hat und sehr angepasst an die Umwelt eher still war? Wie sind deine Eltern/Erziehungsberechtigten damit umgegangen, wenn du wütend warst? Kannst du dich an Situationen erinnern, in denen dir die Wut verboten wurde? Hattest du die Möglichkeit, ihr voll Ausdruck zu verleihen? Diese Fragen geben dir Aufschluss über deine heutige Fähigkeit, Wut zu empfinden und mit ihr umzugehen. Und die Bandbreite, wie Menschen empfinden ist groß. Von "ich kenne das Gefühl Wut nicht, ich bin nie wütend" bis hin zu "Wenn ich wütend bin, werfe ich gerne mit Sachen, werde laut und rasend". Wir leben Wut in Geschlechterrollen unterschiedlich aus. Kleinen Jungs gesteht man Wut eher ein als kleinen Mädchen. Mädchen drücken Wut dann oft durch frustriertes Weinen aus, weniger durch aggressives Verhalten. Abgesehen natürlich von den entwicklungspsychologischen Phasen in denen Wut ein wichtiges Mittel ist, um sich als kleiner Mensch erstmals zu spüren und Bedürfnisse zu erlernen. Wenn du ein Elternteil bist, informiere dich über den Umgang mit Wut, hier kannst du viel richtig machen und deinem Kind Therapiestunden im Erwachsenenalter ersparen. Wut ein so wichtiger Kanal für uns. Im Kindesalter von den Eltern zu lernen, dass das Kind wütend sein darf, ohne das Eltern maßregelnd sind oder Liebe entziehen, ist ein wichtiger Baustein für den späteren Umgang mit diesem Gefühl und stärkt unser Selbstvertrauen. Warum entsteht Wut und die mit ihr verwandten Gefühle überhaupt? Wut ist ein Ausdruck davon, dass uns etwas schwer getroffen hat. So sehr, dass es wehtut und wir das nicht aushalten. Doch in diesem Moment sind wir uns darüber nicht bewusst. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt auf etwas oder jemanden wütend zu sein. Wir schreien, wir stampfen auf, wir hauen laut auf dem Tisch und lassen Türen knallen. Alles um unsere Wut auszudrücken. Verletzt? Ich soll verletzt sein? Nö, ich bin einfach nur wütend. Unter der Wut liegt ein Schmerz. Solange ich der Wut Ausdruck verleihe und sie auslebe, kann ich diesen Schmerz nicht fühlen. Muss diesen Schmerz nicht fühlen. Und die Gefühle, die dahinter stehen. Dass ich mich beispielsweise klein fühle, gedemütigt, unfair behandelt, abgelehnt, im Stich gelassen, übersehen, übergangen, mickrig, wertlos. Um diese Gefühle nicht fühlen zu müssen, schiebe ich also die Wut vor und möchte sie gerne auch zurückschicken. Return to sender. Wut ist Schmerz, den man wieder zurückstößt. Wut mobilisiert Kraft Ist dir schon aufgefallen, wie viel Kraft und Power du hast, wenn du wütend bist? Wie in uns eine Energie entsteht, die eine Durchschlagkraft hat, die wir sonst nicht von uns kennen? Diese Power können wir auch anders nutzen. Denn sie hebt uns über unsere selbst gesteckten und empfundenen Grenzen hinweg. Diese Kraft schafft es, unsere Angst zu besiegen. Das ist das schöne an der Wut: Sie verleiht uns die Kraft, über uns selbst hinaus zu wachsen. Sofern wir sie konstruktiv zu nutzen wissen. Wut im Körper wahrnehmen Wenn wir Wut empfinden, ist es spannend darauf zu achten, wo sie im Körper stattfindet. Diese Form der Achtsamkeit gibt uns neue Zugänge zu uns und unseren Gefühlen. Wut staut sich oft im Kiefer (tagsüber Zähne fest zusammenbeißen, nachts knirschen), in den Armen (um sich schlagen, boxen, etwas zerschlagen wollen, Türen schlagen, auf den Tisch hauen wollen), in unseren Beinen (treten, stampfen) oder auch im Bauchraum (Magen, Leber). Spüre der Wut nach, wenn sie aufsteigt. Wo manifestiert sie sich in deinem Körper? Gibt es eine Möglichkeit, sie rauszulassen, ohne dass du dir oder anderen schadest? Auf einen Sandsack hauen Schnell spazieren gehen Atemübungen machen Ein altes Magazin oder Telefonbuch zerreißen In den Wald gehen und schreien In ein Kissen schreien Auf ein Kissen einschlagen Lass die Wut bewusst herausfließen, wenn dir das gut tut. Sie sollte sich nicht aufstauen, sondern einen Kanal finden, in dem du sie ausdrückst. Zu lange angestaute Wut entwickelt sich zu Groll oder auch Hass. Sie kann sich auch in Ohnmacht oder Verzweiflung wandeln. Warum ist Wut da und wichtig? Wut ist richtig genutzt ein Beschleuniger. Sie gibt uns Kraft, unsere Ängste zu überwinden und damit selbst gesetzte Grenzen zu sprengen. Woran hindert uns Wut und wie können wir sie transformieren? Die Wut tut uns erstmal gut, denn wir schieben sie vor den Schmerz. So verhindert sie uns einen objektiven Blick auf die Situation, weil wir uns in der Wut keine Zeit dafür nehmen (wollen). Auch kann uns die Wut daran hindern, unser Gegenüber wahrzunehmen. Die Würde und die Grenzen des anderen Menschen zu sehen, die Verletzlichkeit und das Recht auf eine eigene Meinung. Wir können in der Wut Dinge sagen oder tun, die wir später bereuen. Das Biest in uns kann erwachen und wir verlieren gänzlich den Bezug zur Realität. Manche von uns handeln dann und agieren sich aus, was sie später tief bereuen oder Scham empfinden. Doch das können wir verhindern, indem wir bewusster mit unserer Wut in Kontakt kommen. Dann spüren wir auch die dahinter liegenden Gefühle, die von der Wut überschattet sind. Wenn wir diesen Weg gehen, können wir uns mehr um ein liebevolles Verhältnis mit uns selbst kümmern, als uns durch Feindseligkeit davon abzulenken. Mit der Wut umgehen lernen In unserer Wut ist oft auch eine Sehnsucht verborgen. Oft ist es die Sehnsucht nach dem Gegenteil. Nimm dir Zeit, in dieses Gegenteil zu spüren und es in dein Herz zu holen. Lass die Sehnsucht in dir sprechen. Wie sollte die Situation sein? Wie soll mein Gegenüber sich verhalten? Lasse die Gedanken darüber zu. Ohne dein Gegenüber zu verändern. The only way out is through Wir können uns Gefühle wie Wut nicht abtrainieren oder wegmeditieren. Indem wir bereit sind, sie zu fühlen, bringen sie eine Botschaft mit. Wir können lernen, hinzuhören. Bewusster zu werden. Entscheiden zu lernen, wie wir die Wut ausleben. Alternativen suchen. Die Sehnsüchte und den Schmerz dahinter zu benennen und anzuerkennen. Gefühle sind wie deine Kinder Sie kommen in Momenten, in denen du etwas anderes vorhast und zupfen an deinem Ärmel. Du kannst sie beiseite schieben und es funktioniert auch für einen Moment. Dann kommen sie zurück und zupfen wieder an deinem Ärmel, diesmal aber mit mehr Nachdruck. Bis du dich beginnst, um sie zu kümmern. Sie wie ein Kind auf den Schoß zu nehmen und ihnen zuzuhören. Sie ernst zu nehmen. Sich um sie liebevoll und geduldig zu kümmern. Schließlich sind es deine Gefühle. Niemand anderes macht sie für dich. Du kreierst sie alle aus dir selbst heraus. Kümmere dich liebevoll um deine Kinder! Übernimm Verantwortung für deine eigenen Gefühle. Lektüre zur Vertiefung (Teile des Artikels sind angelehnt an das Kapitel "Wohin mit meiner Wut?") (Dies ist ein Affiliate-Link. Wenn du über diesen Link das Buch oder auch etwas anderes kaufst, erhalte ich eine kleine Provision als Unterstützung für meine Arbeit. Danke dir!) TATSINN ist bewusstseinserweiternde Begleitung zu einem erfüllten Leben. Buche dir dein kostenloses Kennenlerngespräch und finde heraus, ob du mit mir wachsen willst: www.calendly.com/tatsinn

  • Spazierengehen und andere Schwierigkeiten

    Jetzt beginnt sie wieder, die anstrengendste Zeit des Jahres. Die Zeit des Spazierengehens. Die einzige, in der ich das Wetter wirklich persönlich nehme. Ernsthaft. Sobald dieses „Oh, es bleibt abends schon länger hell und morgen soll schönes Wetter werden“- Gefasel losgeht, empfinde ich blanken Stress. Ich verstehe dieses Konzept nicht. Leute, findet ihr es echt vorteilhaft, dass man sich bei strahlendem Sonnenschein mit dreckigen Fensterscheiben, Fusseln auf schwarzen Pullis, Pickeln und frustrierenden Kleiderschrankmomenten auseinandersetzen muss, während der übrige Alltag schon herausfordernd genug ist? Darüber hinaus vermeide ich Bewegung und unnötigen Kontakt mit Menschen, wann immer es möglich ist. Deutlich zu früh um im weiteren Verlauf eine halbwegs aufregende Biografie zustande zu bringen, bin ich wieder zurück auf’s Land gezogen. Das hat mich die Aberkennung meines Punkstatus gekostet. In der Stadt wird nur noch geplant gesoffen und die Sonntagabendpizza befindet sich 5 km außerhalb des Liefergebietes. Ich wollte meine Ruhe. Niemandem begegnen. Abtauchen in die indifferente, brandenburgische Nullundnichtigkeit. Dieses verdammte schöne Wetter brüllt unmissverständlich: „Hände hoch, Beine auseinander, Gesicht zur Wand!“ Schieß doch Bulle, denk ich und hoffe auf einen spontanen Wetterumschwung. Als verantwortungsvolle Mutter und weil sich der Ehemann hin und wieder auch ganz gern im Freien aufhält, spüre ich die Verpflichtung, SPAZIEREN GEHEN zu müssen, sobald schönes Wetter attestiert wird. Damit bin ich offensichtlich nicht alleine. Denn ALLE wirklich alle, scheinen an diesem Event teilnehmen zu wollen. Die gedankliche Gegenprobe hat ergeben, dass ich kein Problem hätte, mitten in der weißrussischen Einöde bei schönem Wetter das Haus zu verlassen. Es kann demnach eigentlich nicht am Wetter oder der Natur an sich liegen. „Hinterm Vorhang steht ein Herr“ würden die Ärzte singen, in diesem Fall kein Herr, sondern ich. Wie ein durchgeknallter Sniper stehe ich hinterm Vorhang, weil ich versuche den günstigsten Moment für das Verlassen meiner schützenden Höhle abzupassen. Ich schwöre beim toten Kurt Cobain: es ist mir noch nie gelungen. Genau in dem Augenblick, in dem ich mich in Sicherheit wähne und durch die Tür schlüpfe, schallt es mir mit passiv-aggressiver Pseudofreundlichkeit entgegen, „HALLO?!“ Die Nachbarin. Da geht’s schon los. Während ich mich noch über mein erneutes Versagen, die Bude wieder nicht im richtigen Moment verlassen zu haben ärgere, stammle ich ein aus Genervtheit, Verachtung und geheuchelter Überraschung zusammengebackenes: „Hallo.“ (was habe ich dir getan, dass du mir in meinem teuer bezahlten Rückzugsort nicht eine Minute des Friedens gönnst?). Dass sie noch immer nicht aufgegeben hat nach all den Jahren, wirkt auf mich alles andere als beruhigend. Gut, jetzt bin ich schon so weit gekommen, die Familie drängelt, weiter gehts. Wir müssen das Grundstück verlassen. Dann gibts kein Zurück mehr. Also keins, was nicht ganz offensichtlich nach Flucht aussehen würde. Ich denke an den Flachmann, den mir mein bester, bester, Freund zum letzten Geburtstag geschenkt hat. Er geht auch nicht spazieren. Muss er aber auch nicht. Seine Kinder sind alt genug um selbstständig zu spazieren. Aus Mitgefühl hat er mir diesen Flachmann geschenkt, der soll das Spazieren erleichtern. Leuchtet komplett ein. Tapfer ergebe ich mich den Horden sich ausbreitender „HalloHallos“. So nenn’ ich die jetzt. Ich glaube jedes Land hat seine ganz eigenen „HalloHallos“. Italienische HalloHallos: „Ciao“ (Ein schönes Kleid tragen sie heute Signora, wenn sie möchten, würde ich sie auf der Stelle heiraten.) Möchte ich nicht, aber hey, nice to know. Schwedische HalloHallos: „Hej“ (Ich bin auch schüchtern und möchte dir auf keinen Fall zu nahe treten, aber wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid.) Deutsche HalloHallos: „Hallo“ (Ich verachte einfach alles an dir und wir beide wissen, ich grüße dich einzig und allein deshalb, weil ich mir auf gar keinen Fall Unhöflichkeit nachsagen lassen will.) Den eindeutigen emotionalen Missbrauch der HalloHallos würde ich vielleicht noch wegstecken. Der Punkt an dem ich dann endgültig aussteige und vor dem ich mich am meisten fürchte, ist der, an dem man während dieser Tortur sogenannte lose Bekannte trifft. Dann verlangt die Gesellschaft etwas von mir, was ich selbst mir vorgehaltener Waffe nicht im Stande bin abzuliefern. Smalltalk. Ich könnte morgens um 5 halbwegs schlüssige Erklärungen zum Thema Quantenphysik abliefern, aber die Regeln des Smalltalk bleiben ein ewiges Mysterium für mich. Ich weigere mich zu akzeptieren, dass es Ziel menschlicher Kommunikation sein kann, möglichst viel Nichts zu sagen. Was ist dieses Nichts? Ist das Wetter nichts? So wie sich der Deutsche bei schlechtem Wetter persönlich gekränkt fühlt und ich mich bei Gutem, scheint dieses Thema keine Kleinigkeit zu sein. Zu einem Zeitpunkt an dem ich noch auf Hochzeiten eingeladen wurde, gipfelte meine Behinderung darin, dass ich nach 5 unerträglich langen Minuten an einem Tisch mit mir völlig unbekannten FDP-Wählern fragen musste, was denn ihr Indianername wäre, wenn sie einen hätten. Ich wurde länger schon nicht mehr überhaupt irgendwohin eingeladen. Und wenn die spazierenden Smalltalk-HalloHallos dann noch fragen: „Wie Geht’s?“, dann haben sie mich endgültig da wo sie mich haben wollen. Während ich versuche mich zu beruhigen und in meinem Kopf krame wie eine 3-jährige, in der Hoffnung mich zu erinnern, wie jetzt weiter vorzugehen ist, quäle ich mir ein Guuut! heraus, wobei auch noch darauf zu achten ist, dass es sich nicht zu guuuuut anhört, denn eigentlich ist hierzulande Jammern und gestresst sein angesagt. Damit liegt man im Smalltalkgame ganz weit vorne. „Und dir so?“ Und dann gehts meistens um irgendwas, was ich nicht mehr mitbekomme, weil es diese Nichtsfärbung annimmt. Dann flutscht mir das Gesagte durch die Finger, weil es so unendlich Nichts ist. Und so blubblubblubt der Spaziergangsgeiselnehmer vor sich hin, während ich ihn innerlich für meinen drohenden Alkoholismus verantwortlich mache. Heimweh überkommt mich dann. I feel you Frodo Beutlin. Davon erhol ich mich den ganzen Sonntag im Bett. Und das Wetter spielt auch mit. Es schüttet aus Eimern. Über die Autorin Born and living in fucking Brandenburg Alter: Meine Mutter sagt 41 Neigt zu: Hypochondrie, Depressionen, Prokrastination guilty pleasures: Verehrt Queen Elisabeth, trinkt Whisky auch manchmal mit Cola Kann nicht verzichten auf: Trüffel, Whisky ohne Cola, Streusel ohne Kuchen, Musik, Ehemann und Tochter Was andere sagen: Könntest auch erstmal guten Tag sagen, bevor du mir in die Fresse haust. Unnötigstes Talent: Kann nach einem Satz jede Folge Alf erraten.

  • Warum Scheitern bei Führungskräften wichtig ist

    Als ich das erste Mal Führungsverantwortung übernommen habe, war ich Anfang zwanzig. Niemand hat mir vorher oder währenddessen gesagt, wie man das eigentlich macht, andere Menschen führen. Ich habe mich zwar schon immer gerne in Gruppen mit Führungsstärke gezeigt als Kind und Jugendliche, aber als es dann soweit war, ist mir schon ein wenig die Muffe gegangen. Wir waren alle jung, in einem hoch dynamischen Startup Umfeld (sonst wäre das wohl auch nicht so früh passiert) und hatten...nunja, sind wir ehrlich, alle wenig Ahnung. Aber jede Menge Begeisterung und Mut. Insgesamt habe ich knapp 10 Jahre in unterschiedlichen Positionen und Firmen geführt. Teams von 2-40 Menschen. Alleine und in Doppelspitze. Und ich kann dir schon verraten, dass ich eine Menge falsch gemacht habe. Noch heute poppen Situationen und Gesprächsfetzen von vor vielen Jahren in meinen Kopf und ich schäme mich ein klein wenig dafür. Ich hätte vieles gerne besser gemacht. Zu jedem Zeitpunkt habe ich versucht, mit den besten Absichten zu führen. Rückblickend hätten mir eine Leadership-Ausbildung, eine Coaching-Begleitung oder ähnliches sicherlich geholfen, schneller zu meinem Ziel zu kommen. Deshalb begleite ich jetzt sehr gerne Führungskräfte auf ihrem Weg zum eigenen Führungsstil. Meine eigenen Führungsprinzipien 🔸 Wertschöpfung durch Wertschätzung. Man kann nicht genug loben und anerkennen, solange es auch ehrlich gemeint ist. Die Anerkennung von Leistung und Förderung von Talent ist key. 🔸 Mach es vor und schenke dann Vertrauen. Niemand weiß gleich, welche Qualität ich erwarte. Hier klar zu kommunizieren was man möchte als Arbeitsergebnis und welche Kommunikation wichtig ist. Und dann loslassen können und in die Fähigkeiten der Person vertrauen. Immer ein bisschen mehr. 🔸 Walk the talk. Kein großer Blabla ohne Taten folgen zu lassen. Als Führungskraft ist man kein*e Philosoph*in oder Klugscheißer*in. Es ist einfach weise Worte zu sprechen, aber was wirklich zählt ist die eigene (Führungs-)Kompetenz auch zu zeigen, sodass die Mitarbeite einem vertrauen können. 🔸 Ich stelle mich vor mein Team. Ganz gleich, was intern für Scheiße passiert, ich beschütze mein Team und solidarisiere mich. Kein Vorführen oder rausreden aus der Verantwortung. Ich stehe für mein Team gerade. No matter what. 🔸 Dienen als Führungsstil. Meine Aufgabe ist es, mein Team zu befähigen, einen super Job zu machen. Ich halte den Rücken frei, informiere transparent, helfe wo ich kann mit Infos. Ich bin verlässlich und schiebe Termine nur im Notfall (Wertschätzung) 🔸 Zielerreichungen abfeiern. Keine neuen Karotten vor die Nase hängen, sobald ein Ziel erreicht ist. Sondern kurz stehen bleiben, honorieren und das Erreichte würdigen. 🔸 Lorbeeren verteilen. Nicht selbst einstecken, was nicht meine Idee war. Teammitglieder in ihrer Leistung vor dem Team anerkennen (und darüber hinaus in der Firma) 🔸 Sagen, wenn ich keine Ahnung habe. Mein Team ist bestenfalls smarter als ich in Detailfragen, ich verlasse mich auf ihre Kompetenz. 🔸 Gehalt initiativ erhöhen. Nicht warten bis jemand sich einen abstottert und schüchtern fragt. Proaktivität ist hier mega gut und ein echtes Zeichen von Wertschätzung 🔸 Spaß haben. Wir tauschen Lebenszeit gegen Geld. Es darf Spaß machen. Ich initiiere den Spaß auch als Führungskraft bewusst, um Stimmungen aufzulockern und Spannungen abzubauen. 🔸 Sorgen ernst nehmen. Wenn sich mir jemand anvertraut, wirklich handeln und nicht Verantwortungen rumschieben und sich drücken. 🔸 Vertrauensvoll kommunizieren. Keine hochtrabenden Ansprachen, sondern klar und vertrauensvoll sprechen. Meine Position fülle ich dann gut aus, wenn sich mein Team an mich wenden kann, wenn es Probleme hat. Meine Ohren sind offen und ich fühle mich empathisch in die Themen meines Teams ein. Versuche sie zu lösen oder hole Unterstützung. 🔸 Voraussagbar sein. Keinen Stress durch Unberechenbarkeit verursachen, sondern ermöglichen, dass mein Team mich so gut kennt, dass es weiß, wie es mit mir umgehen kann. 🔸 Fehlerkultur etablieren. Niemand soll perfekt sein. Fehler werden gemacht und das ist ok. Ich rege mein Team dazu an, daraus zu lernen. Fehler frühzeitig zu kommunizieren. Scham hat keinen Platz am Arbeitsplatz Das Cultural Onboarding der Führungskraft Sobald ein neues Teammitglied kommt oder ich als neue Führungskraft eingesetzt werde, findet ein Cultural Onboarding statt. Ich nehme mir 1-2h meiner Zeit, eine gemütliche Ecke in der wir ungestört reden können und spreche über alles. Zunächst ist es wichtig, die Erfahrungen des Teammitglieds abzuklopfen. Durch offene Fragen wie "Wie wirst du gerne geführt?" "Was brauchst du von mir?" oder auch "Welche Erfahrungen sollten wir beide lieber vermeiden" kann ich mehr über mein Gegenüber erfahren. Anschließend erkläre ich meinen eigenen Führungsstil und wie ich Teamarbeit verstehe. Somit setze ich nicht voraus, dass mein Gegenüber mich blind verstehen muss. Lernen durch Scheitern und Einsamkeit Auch wenn wir es als Führungskräfte gerne vermeiden wollen, wir scheitern immer wieder. Dort liegen die größten Schätze für die berühmte Lernkurve. Also bitte nicht so viel Angst vorm Scheitern haben. Lieber mutig und authentisch führen und eigene Prinzipien immer wieder hinterfragen. Manchmal auch über Bord werfen. Das ist wichtig, um flexibel auf die Anforderungen im Unternehmen reagieren zu können. Aber bitte nicht die eigenen Werte für den schnellen Euro vergessen, das schadet langfristig vor allem dir selbst. Ich bin grandios oft gescheitert, Menschen haben meine Teams verlassen, ich hatte Konflikte und schwierige Gespräche. Wenn ich jemandem kündigen musste, hatte ich mindestens eine schlaflose Nacht und war sehr aufgeregt. Denn Führen ist nicht immer einfach und man muss damit klar kommen, auch zu enttäuschen. Einsam zu sein. Nicht immer gemocht zu werden. Thema beim Feierabend-Bierchen zu werden oder auch in der Whatsapp-Gruppe, zu der man nicht eingeladen wird. Kein Führungsansatz passt zu 100% Authentisches Führen, dienendes Führen, Führen nach Positive Leadership, Agile Führung, Selbstführung...es gibt so viele verschiedene Ansätze. Und es gibt nicht den einen, der zu dir passt. Dein Führungsstil darf sich aus Methoden, die du dir theoretisch erarbeitet hast, bestehen. Das hilft in unsicheren Situationen. Du kannst aber nicht 1:1 ein Modell aus der Wissenschaft oder pop-literarische Führungstipps erlernen und bist dann eine gute Führungskraft. Die Mischung macht's. Stell dir alles wie ein großes Buffet vor, bei dem du überall dort zugreifst, wo es für dich passt. Nimm lieber weniger und kaue gut. Verdaue langsam. Und spucke wieder aus, was für dich nicht funktioniert. Du bist einzigartig und so wird es auch dein Führungsstil sein. Es bringt nichts, jemandem oder etwas nachzueifern. Der Zauber einer guten Führung besteht darin, dass sie zur Führungskraft passt wie eine maßgeschneiderte Jeans. Und die wird bekanntlich auch immer bequemer je länger man sie trägt. TATSINN unterstützt dich humorvoll, einfühlsam und bewusstseinserweiternd bei deiner Führungsaufgabe. Viele Unternehmen übernehmen das Coaching finanziell, frag einfach mal nach!

  • 1,5 Meter Freiheit

    Ungläubig stehe ich zu Beginn der Pandemie im Supermarkt vor ordentlich auf den Boden geklebtem Social Distancing Tape. Ich hab nachgeschaut. So nennt Amazon das. “Bitte 1,5m Abstand halten“ steht da drauf. Gar kein Problem. Sehr gerne. Tränen steigen mir in die Augen. Leute wie ich haben eine ganz kurze Tränenpipeline. „ Herr Rewe", flehe ich innerlich: "Kann das bitte immer so bleiben? Und vielen Dank, ich kaufe gerne wieder hier ein!“ Gleichzeitig ahne ich, dass die meisten Menschen in dem Laden jetzt große Schwierigkeiten haben, weil ihnen das unkontrollierte "Anderen in den Nacken atmen" oder wahlweise "mit dem Wagen in den Hacken kacheln“ nun offiziell verboten wurde. Ich fühle mich als hätte ich den Superbowl gewonnen. Oder vielleicht doch eher so wie sich meine Tochter fühlt, wenn sie bei ihrer Oma Buletten essen durfte und ich als ordentliche Vegetarierin nichts dagegen tun kann. Wenn Oma das erlaubt, dann darf sie das. The Supremes trällern niedlich pathetisch: “Stop in the Name of Love!“ durch meine Kopfhörer. Ohne Musik kann ich nicht einkaufen gehen. Und sowieso nie am Wochenende. Unter der Woche sneaken mit ein bisschen Glück nur Einzelkämpfer durch die Gänge. Die kriegen dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit narkoleptische Anfälle genau vor der scheiß Butter, die ich unbedingt einkaufen muss, oder dann eben doch nicht mehr einkaufen kann. Dann eben keine Butter für den Rest der Woche. Für die aber auch nich. Wenn sie nämlich wieder aufwachen vor dem Regal, fällt ihnen ein, dass sie gar keine Butter essen, sondern Margarine. Richtige Margarinemenschen sind das. Pfui Spinne. Am Wochenende kommen sie im Rudel. Mutti, Vati und 1,57 quengelnde Kinder. Da kann ich auch mit Musik nicht mal mehr regelmäßig ein- und ausatmen, geschweige denn den Einkaufszettel abarbeiten. Es fühlt sich an, als würde mich das alles anspringen und an mir kleben bleiben. Muttis abfällige Bemerkungen gegenüber Vati, der ihrer Meinung nach zu blöd ist, die richtige Wurst zu finden. Vati der spätestens nach 5 Minuten ohne es zu ahnen mieses Karma weitergibt und die Kinder anpöbelt: „Jetzt reicht‘s aber, hör uff hab ick jesacht. Komm HIER her! Du kriegst sonst kein Eis, Chips und all die andere Scheiße mit der wir dich belohnen, wenn du ordentlich spurst.“ Die spuren nicht, denk‘ ich. Na sowas. Warum auch? Hast du dir mal zugehört? Nee. Ich aber! Und das vergesse ich jetzt den ganzen Tag lang nicht mehr. Weil es verdammt nochmal an mir kleben bleibt. Adoptieren möchte ich die jetzt, deine kleinen Anarchisten. Die Armen. Ganz bald werden die auch so wie du. Tränenpipeline: go. Schnaps müsste ich dann noch kaufen. Wein reicht nicht nach einem Wochenendeinkauf. Manfred und Anita diskutieren in einer Ernsthaftigkeit als ginge es um den Erwerb einer nigelnagelneuen Einbauküche, welche Taschentücher zu kaufen sind: "Hier bei denen könnte man 19 Cent sparen" Oder doch nicht? "Die sehen aber besser aus." Jesus, was planen die in 37 Jahren mit all dem Ersparten? Einbauküche wahrscheinlich. Ich will mich das nicht fragen. Das fucking Problem ist aber: ich muss! Hab oft darüber nachgedacht, ob es mit System of a down gehen könnte. Oder ironisch vielleicht mit Metallica. Vermute aber, dass ich dann was ganz Komisches ausstrahle. Dann spüren die meine Überlegenheit und fahren noch ganz andere Geschütze auf. Vielleicht würden sie mich sogar ansprechen. Das kann ich nicht riskieren. Also Einkaufen nur unter der Woche, kurz vor 22 Uhr oder gar nicht. Da kaufen nur die Dorfkids ein. Die, die auf dem Reweparkplatz wohnen. Die scheinen noch irgendwas zu fühlen. Sonst müssten sie nicht so viel bunten Fusel kaufen. Die mag ich, also die Kids. Wenn ich jemand wäre, der Andere anfassen kann, dann würde ich die knuddeln, ihnen Mut zusprechen und ins Ohr flüstern, dass sie ganz schnell abhauen sollen aus dieser Matrix. Oder wenigstens Nirvana hören. Mach ich natürlich nicht, weil ich nie Leute anspreche. Nicht mal welche die ich kenne. Auch nicht den Eisverkäufer. Das muss mein Mann machen. „Weisst ja was ich nehme und dass ich das nicht kann.“ Weiß er. Dann fühl ich mich immer wie jemand der im Rollstuhl sitzt und einen Zivi braucht, wenn er auch mal zum Konzert gehen will, weil er alleine nicht die Rampen rauf und runterkommt. Psychokloppi denk ich dann über mich selbst und bin dankbar für mein Eis und meinen Zivi. Selig betrachte ich meinen 1,5 Meter- Freiheitsaufkleber. Mitnehmen möchte ich den. Mich darin einwickeln. Zum ersten Mal in meinem Leben ist Außen alles wie Innen. Keine kräftezehrenden Verabredungen, keine Betriebsweihnachtsfeier, keine Elternsprechstunden, keine Pärchenabende (Mein Computer kennt dieses Wort nicht. Musste ich ihm jetzt unnötiger Weise beibringen.): “Ihr wisst ja Leude, leider nur EINE Person aus einem anderen Haushalt. Schade. Nächstes Jahr dann wieder“. Als hätte man dem Linkshänder zum ersten Mal das Besteck richtig herum hingelegt. Im selben Moment wird er wieder dicker, der Kloß im Hals. Das alles hat irgendwann ein Ende. Irgendwann ist alles wieder verkehrt herum. Jedenfalls für mich. Über die Autorin Born and living in fucking Brandenburg Alter: Meine Mutter sagt 41 Neigt zu: Hypochondrie, Depressionen, Prokrastination guilty pleasures: Verehrt Queen Elisabeth, trinkt Whisky auch manchmal mit Cola Kann nicht verzichten auf: Trüffel, Whisky ohne Cola, Streusel ohne Kuchen, Musik, Ehemann und Tochter Was andere sagen: Könntest auch erstmal guten Tag sagen, bevor du mir in die Fresse haust. Unnötigstes Talent: Kann nach einem Satz jede Folge Alf erraten.

  • Was bei Bewerbungsgesprächen wirklich zählt

    Wenn man als Coach arbeitet, rufen ab und an auch Freundinnen, Familie oder Bekannte an und fragen um einen kleinen Rat oder Tipp. Mir ist aufgefallen, dass es sehr oft genau dann passiert, wenn sich jemand bewerben möchte. Auch wenn ich offiziell kein Bewerbungs-Coach bin, gebe ich wirklich häufig vorbereitende Tipps dafür. Ich habe selbst mehrere Jahre Recruiting gemacht und weit über 500 Bewerbungsgespräche geführt. Meistens wusste ich innerhalb der ersten zehn Minuten, ob ich ein Angebot machen möchte oder absagen werde. Denn für mich waren ganz bestimmte Dinge wichtig, die ich euch heute verraten werde. Check deine Haltung Gerade sitzen! Das war doch Haltung, oder? Nicht ganz, auch wenn eine gute Körperhaltung Selbstbewusstsein und Offenheit suggeriert. Hier geht's um die innere Haltung. Wenn du in ein Bewerbungsgespräch gehst und innerlich denkst "Das schaffe ich ohnehin nicht, ich bin nicht qualifiziert für den Job." oder "Die fragen mich bestimmt was Schweres und dann werde ich stammeln und nicht schnell genug antworten oder etwas falsches sagen." dann wird's schwerer, das Gegenüber von uns zu überzeugen. Es ist wichtig, innerlich an sich selbst zu glauben. Daran zu glauben, dass du die richtige Besetzung für den Job bist. Dass du das, was verlangt wird, kannst. Dass du die richtigen Antworten parat haben wirst. Und wenn ich das gar nicht glaube, weil ich mich gerne innerlich klein rede? Nun, da hilft nur eins: Fake it till you make it! Rede dir das ein, stelle dich vor den Spiegel und sage es laut zu dir selbst. Dein Gehirn kann den Unterschied nicht erkennen. Sehr wohl aber verändert ein positiver Monolog im Kopf deine Ausstrahlung. Mach dich nicht kleiner als du bist. Denke realistisch-positiv von dir selbst. Du brauchst einen kleinen Push vorher: Bitte eine*n Freund*in kurz vor dem Gespräch mit dir zu telefonieren und dir zu sagen, wie toll du bist, was du alles drauf hast und dass du es rocken wirst. Du darfst aufgeregt sein, wenn es dir wichtig ist Es bringt nichts, im Bewerbungsprozess etwas vorzuspielen, was man nicht ist, nur um den Job zu bekommen. Du wirst damit früher oder später auffliegen. Auch wenn nicht alle Firmen offen und locker in die Gespräche gehen, musst du nicht so verstaubt werden wie der Laden, in dem du arbeiten willst. Und mal so nebenbei: wer hat überhaupt noch Lust auf verstaubte Atmosphäre? Du kannst offen sagen, dass du aufgeregt bist. Das ist voll ok. Und es nimmt dir ein Stück der Aufregung, das auszusprechen. Dein Gegenüber merkt es so oder so. Du kannst du selbst sein. Eben in deiner besten Version, die an diesem Tag möglich ist. Stelle verdammt gute Fragen Stelle bessere Fragen als dein Gegenüber. Die Fragen im Bewerbungsgespräch sind oft die gleichen. Manchmal sind sie raffiniert verpackt, aber eigentlich will jeder Arbeitgeber wissen, wie kompetent, resillient, sozial verträglich und engagiert du bist. Wenn es etwas wirklich vorzubereiten gibt, dann welche richtig gute Fragen du stellst. Welche, die zeigen, dass du dich tief mit dem Unternehmen beschäftigt hast. Fragen zur Firmengeschichte, zur Unternehmenskultur, zu den Visionen und Werten. Möglichst etwas genauer als "Wie ist die Unternehmenskultur hier so?" Es gibt auch Fragen, die richtige Abturner sind. Für mich waren das Fragen nach bezahlten Überstunden oder Urlaubstagen. Denn wenn du den Raum öffnest für Fragen und das erste, was kommt, die Frage nach Freizeit ist, fühlst du dich als Arbeitgeber etwas...naja.... Diese Infos sind ohnehin im Arbeitsvertrag verankert und dann hast du's schwarz auf weiß. Kenne den Prozess Nichts schlimmer, als wenn man nicht weiß, wie es nach dem Gespräch weitergeht. Sollte dir also dein Gegenüber nicht initiativ erzählen, wie der eigene Bewerbungsprozess abläuft, frag unbedingt nach. Dann kannst du für dich selbst einschätzen, wie weit du es schon geschafft hast und dich auf alles einstellen, was noch auf die wartet. Jeder Bewerbungsprozess ist individuell, so kannst du ganz genau wissen, welche Stationen du noch vor dir hast und auch die passenden Fragen dafür vorbereiten. Sei bitte authentisch Klar, du wirst nicht die Füße auf den Tisch legen wie zuhause (nach dem Bewerbungsgespräch). Weil du weißt, wie man sich in solchen Situationen verhält. Mit Authentizität meine ich, dass du dich wenig verstellen sollst. Wir alle versuchen die Schokoladenseite zu zeigen, wenn wir einen neuen Job wollen. Sei dir sicher, dass die Recruiting-Abteilung mehr Menschenkenntnis besitzen wird, als es auf den ersten Blick erscheint. Denn sie durchleben den immer gleichen Prozess mit unterschiedlichen Menschen. Sie können daher mit vielen anderen Situationen vergleichen, du nicht. Und die meisten Recruiter*innen haben ein feines Näschen dafür, ob du gerade eine Werbe-Show abziehst oder wirklich du selbst bist. Wenn dir das schwer fällt, verbinde dich mit deinem Atem. Den hast du schließlich immer dabei. Atme langsam und tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Das bringt dich zurück in deinen Körper, senkt die Aufregung und öffnet dich für dein authentisches Selbst. Wenn du dir unsicher bist, lern dein Team kennen Manchmal haben wir noch kein richtiges Bauchgefühl, ob der Job was für uns ist. Dann finde ich es entscheidend, wie gut das Team ist, mit dem man arbeitet. Die Menschen mit denen wir arbeiten, sind essentiell für unser Wohlbefinden. Solltest du deinen Kolleg*innen nicht auf irgendeine Weise vorgestellt werden, frage nach, ob du mal eine kleine Büroführung bekommst. Ob es einen Probearbeitstag (super aufschlussreich) oder ähnliches gibt. Ein wenig Neugierde schadet nicht. Auch kannst du Fragen stellen, wie divers das Team aufgestellt ist. Gibt es eher Introvertierte oder Extrovertierte? Ist es ein gemischtes Team oder sind es nur Männer/Frauen? Wie ist die Altersstruktur? Welche Nationalitäten arbeiten im Team? Dir fallen sicherlich noch mehr Fragen ein. Je höher die Position ist, für die du dich bewirbst, desto selbstverständlicher sollte es sein, auch das Team zuvor kennenzulernen. Besonders in Führungspositionen würde ich dir empfehlen, darauf zu beharren. Träume dich in den Job rein Ein Tipp, den ich wirklich immer gebe: Träume dich während deiner Gespräche in diesen Job rein. Wie wäre es, wenn ich jeden Tag durch diese Tür laufe? Wie fühlt sich die Atmosphäre an? Wie würde ich an meinem Schreibtisch/o.a. sitzen? Welches Gefühl möchte ich haben, nach einem stressigen Tag nach Hause zu fahren? Diese Imagination ist eine gute Übung uns in die Zukunft zu träumen, als wäre sie schon jetzt da. Bestenfalls steigen ein paar Fragen und/oder Gefühle in dir auf, die nützlich für deinen Bewerbungsprozess sind. So, das waren meine schnellen Tipps für ein gelungenes Vorstellungsgespräch. Wenn du mehr inner work Tipps möchtest, an deiner inneren Haltung arbeiten willst oder dich einfach besser kennenlernen möchtest, dann buche ein kostenloses Kennenlerngespräch mit mir und erzähle mir von deinen Herausforderungen: www.calendly.com/tatsinn Mehr über TATSINN findest du auch auf Instagram und Facebook

  • Clubhouse - wieder authentisch ins Gespräch kommen?

    Vor wenigen Tagen brach ein richtiger Hype aus. Eine neue App macht die Runde, sie heißt Clubhouse und ähnlich wie im Club kommt auch hier nicht jede*r sofort rein. Das kenne ich als Wahlberlinerin nur zu gut, je länger die Schlange und je schwieriger die Tür, desto größer der Kult. Da ich ein Social-Media Kid bin und neue Dinge gerne teste, hat es nicht lange gedauert, bis ich drin war. Genau genommen 10min. App runterladen (gibt's aktuell nur für iPhone), in die Warteschlange stellen und schwupps, da hatte mich schon jemand durchgewunken, die ich kannte. War doch gar nicht so schwer. Was dann folgt ist das typische "Ok, das muss ich jetzt erstmal verstehen"... Stell dir eine riesige, weltweite 24/7 Konferenz zu allen Themen vor. Du kannst von Tür zu Tür gehen und einfach reinhören in einen Raum. Dort siehst du ein paar Profilbilder und hörst Menschen reden. Mal sehr spezifisch über Recruiting, authentisches Marketing für Coaches oder Venture Capital. Mal wird einfach nur gequatscht und heute kam ich in einem Raum, in dem auch gesungen wurde. Schon spannend, diese weltweite Konferenz, so auf den ersten Blick. Ich kann einfach nur zuhören, wie bei einem Podcast, mitdiskutieren oder selbst Räume eröffnen und über ein Thema sprechen. Wenn ich etwas zu sagen habe, hebe ich die Hand und die Moderation des Raums nimmt mich dran. Zack, ich bin auf Sendung. Viel unkomplizierter als ein Podcast. Ein wenig wie Instagram Live - aber eben ohne Bilder. Die Plattform kommt generell mit wenig Oberflächlichkeiten aus. Wo Instagram an schlechten Tagen schon mal eine kleine Krise auslösen kann, weil man sich zu viel vergleicht und Facebook...nein von Facebook müssen wir gar nicht erst anfangen. Alle Gespräche, denen ich zugehört habe, waren sehr wertschätzend, freundlich und manche so authentisch, dass sie mich berühren konnten. Wenn du also so audiophil wie ich bist, oder einfach neugierig, dann könnte Clubhouse dein Ding sein. Warum schreibe ich als Coach nun über eine neue Social Media App? Zwei Gründe! 1.) Sei mutig und probiere dich aus, wenn du ein eigenes Business hast oder netzwerken willst Neue Netzwerke machen es denen, die früh dabei sind, immer einfacher. Auch wenn du noch nicht genau weißt, wie alles funktioniert, kannst du nun Pioniergeist beweisen. Zeige dich mit deiner Dienstleistung oder deinem Produkt, mische dich authentisch in Gespräche ein und knüpfe wertvolle Kontakte. Denn schon jetzt ist die App prall gefüllt mit Menschen, die einflussreich in ihren Branchen sind. Die Kontaktaufnahme ist wesentlich einfacher als in den anderen Medien und die Chance, gehört zu werden, ist größer. Außerdem kannst du ohne großen Aufwand in die Welt streamen und da das Netzwerk noch jung ist, auch viel Gehör finden. Einzige Voraussetzung: Du redest gerne ;-) 2. Weniger Oberflächlichkeit, mehr Verbindung Gespräche verbinden Menschen. Da die App in Echtzeit (und ohne Aufnahmefunktion für die Nachwelt) funktioniert, kreiert sie wirkliche Verbindung. Ich habe heute ein paar Stunden reingehört in die verschiedensten Talks. Klar, es sind auch jede Menge Leute dabei, die ihr Ego in diesem Medium ausrollen. Aber mir ist gleich ein entscheidender Unterschied aufgefallen zu Instagram und Co: Alle sind neu, alle wissen wenig, niemand ist Profi, alle erkunden gemeinsam. Ich habe viel Ehrlichkeit und Verletzlichkeit gehört. Viel Authentizität gespürt. Letztlich ist es das, was wir alle anstreben. Verbindung zu anderen Menschen. Wie komme ich in Clubhouse? Wenn du Freund*innen hast, die schon dabei sind, kannst du nach einem Invite fragen. Jede*r bekommt zwei davon. Und haftet auch dafür, dass diese Menschen keine Scheiße bauen, denn dann fliegen beide raus. Ein erster guter Schritt gegen Hatespeech und Co... Alternativ kannst du die App runterladen und in der Warteschlange darauf hoffen, dass dich jemand reinlässt. Je besser du vernetzt bist auf Social Media, desto schneller geht das. Bei mir hat's wie gesagt nur wenige Minuten gedauert und ich habe auch heute mehrere Leute aus der Warteschlange direkt in die App mit nur einem Klick geholt. Da die Invites begrenzt sind, wurden sie am Wochenende mit bis zu 250€ auf Ebay gehandelt, crazy oder? Aber keine Sorge, es wird nicht lange dauern, bis das Netzwerk sich auch von dieser Invitation-only Sache verabschiedet, da bin ich mir ziemlich sicher. Das dient in erster Linie dazu, die User-Ströme anfangs besser zu kontrollieren. Also einfach Geduld haben! Wenn du mit mir bereits vernetzt sein solltest, winke ich dich durch wenn ich dich sehe, versprochen ;-) Wie geht's weiter? Ich bin die nächsten zwei Abend im Clubhouse verabredet und mache eigene Räume mit Talks. Zu Frauen-Power und New Work haben mich bereits zwei tolle Gruppen angesprochen und wir probieren uns aus. Ich liebe diesen Zauber, den jeder Anfang in sich trägt. Wenn's mir gefällt, kann ich mir gut vorstellen, regelmäßig dort einen Raum zu hosten, in dem ich über meine Lieblingsthemen spreche. Und mich natürlich freue, wenn du dazu kommst, und mitsprichst! TATSINN ist eine One-Woman-Show aus Berlin. Ann-Carolin Helmreich ist Emotional & Mental Transformation Coach für Menschen und Organisationen.

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