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AutorenbildAnn-Carolin Helmreich

Was will mir die Wut sagen? Negative Emotionen verstehen

Wir teilen Gefühle gerne ein in "gute" und "schlechte" Gefühle.

Welche, die wir gerne fühlen und andere, die wir gerne vermeiden wollen oder gar nicht erst fühlen möchten. Und genau hier beginnt schon ein großes Missverständnis.

Alle Gefühle sind ok und dürfen da sein.


Wir haben sie nur häufig nicht gelernt, sie richtig zu verstehen und zu deuten.


Unsere Kindheit - Schlüssel zum Umgang mit Gefühlen


Erinnere dich an deine Kindheit und das Gefühl Wut.

  • Warst du ein Kind, das schnell wütend geworden ist?

  • Getobt hat und der Frustration Ausdruck verliehen hat?

  • Oder eher ein schüchternes Kind, dass Wut nicht wirklich gezeigt hat und sehr angepasst an die Umwelt eher still war?

  • Wie sind deine Eltern/Erziehungsberechtigten damit umgegangen, wenn du wütend warst?

  • Kannst du dich an Situationen erinnern, in denen dir die Wut verboten wurde?

  • Hattest du die Möglichkeit, ihr voll Ausdruck zu verleihen?


Diese Fragen geben dir Aufschluss über deine heutige Fähigkeit, Wut zu empfinden und mit ihr umzugehen.

Und die Bandbreite, wie Menschen empfinden ist groß.

Von "ich kenne das Gefühl Wut nicht, ich bin nie wütend" bis hin zu "Wenn ich wütend bin, werfe ich gerne mit Sachen, werde laut und rasend".


Wir leben Wut in Geschlechterrollen unterschiedlich aus. Kleinen Jungs gesteht man Wut eher ein als kleinen Mädchen.

Mädchen drücken Wut dann oft durch frustriertes Weinen aus, weniger durch aggressives Verhalten. Abgesehen natürlich von den entwicklungspsychologischen Phasen in denen Wut ein wichtiges Mittel ist, um sich als kleiner Mensch erstmals zu spüren und Bedürfnisse zu erlernen. Wenn du ein Elternteil bist, informiere dich über den Umgang mit Wut, hier kannst du viel richtig machen und deinem Kind Therapiestunden im Erwachsenenalter ersparen.


Wut ein so wichtiger Kanal für uns. Im Kindesalter von den Eltern zu lernen, dass das Kind wütend sein darf, ohne das Eltern maßregelnd sind oder Liebe entziehen, ist ein wichtiger Baustein für den späteren Umgang mit diesem Gefühl und stärkt unser Selbstvertrauen.



Warum entsteht Wut und die mit ihr verwandten Gefühle überhaupt?


Wut ist ein Ausdruck davon, dass uns etwas schwer getroffen hat.

So sehr, dass es wehtut und wir das nicht aushalten.


Doch in diesem Moment sind wir uns darüber nicht bewusst. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt auf etwas oder jemanden wütend zu sein. Wir schreien, wir stampfen auf, wir hauen laut auf dem Tisch und lassen Türen knallen. Alles um unsere Wut auszudrücken. Verletzt? Ich soll verletzt sein? Nö, ich bin einfach nur wütend.


Unter der Wut liegt ein Schmerz. Solange ich der Wut Ausdruck verleihe und sie auslebe, kann ich diesen Schmerz nicht fühlen. Muss diesen Schmerz nicht fühlen.

Und die Gefühle, die dahinter stehen. Dass ich mich beispielsweise klein fühle, gedemütigt, unfair behandelt, abgelehnt, im Stich gelassen, übersehen, übergangen, mickrig, wertlos. Um diese Gefühle nicht fühlen zu müssen, schiebe ich also die Wut vor und möchte sie gerne auch zurückschicken. Return to sender.

Wut ist Schmerz, den man wieder zurückstößt.


Wut mobilisiert Kraft


Ist dir schon aufgefallen, wie viel Kraft und Power du hast, wenn du wütend bist? Wie in uns eine Energie entsteht, die eine Durchschlagkraft hat, die wir sonst nicht von uns kennen? Diese Power können wir auch anders nutzen.

Denn sie hebt uns über unsere selbst gesteckten und empfundenen Grenzen hinweg. Diese Kraft schafft es, unsere Angst zu besiegen.

Das ist das schöne an der Wut: Sie verleiht uns die Kraft, über uns selbst hinaus zu wachsen. Sofern wir sie konstruktiv zu nutzen wissen.


Wut im Körper wahrnehmen


Wenn wir Wut empfinden, ist es spannend darauf zu achten, wo sie im Körper stattfindet. Diese Form der Achtsamkeit gibt uns neue Zugänge zu uns und unseren Gefühlen.


Wut staut sich oft im Kiefer (tagsüber Zähne fest zusammenbeißen, nachts knirschen), in den Armen (um sich schlagen, boxen, etwas zerschlagen wollen, Türen schlagen, auf den Tisch hauen wollen), in unseren Beinen (treten, stampfen) oder auch im Bauchraum (Magen, Leber).


Spüre der Wut nach, wenn sie aufsteigt.

Wo manifestiert sie sich in deinem Körper? Gibt es eine Möglichkeit, sie rauszulassen, ohne dass du dir oder anderen schadest?

  • Auf einen Sandsack hauen

  • Schnell spazieren gehen

  • Atemübungen machen

  • Ein altes Magazin oder Telefonbuch zerreißen

  • In den Wald gehen und schreien

  • In ein Kissen schreien

  • Auf ein Kissen einschlagen


Lass die Wut bewusst herausfließen, wenn dir das gut tut. Sie sollte sich nicht aufstauen, sondern einen Kanal finden, in dem du sie ausdrückst. Zu lange angestaute Wut entwickelt sich zu Groll oder auch Hass. Sie kann sich auch in Ohnmacht oder Verzweiflung wandeln.



Warum ist Wut da und wichtig?


Wut ist richtig genutzt ein Beschleuniger.

Sie gibt uns Kraft, unsere Ängste zu überwinden und damit selbst gesetzte Grenzen zu sprengen.


Woran hindert uns Wut und wie können wir sie transformieren?


Die Wut tut uns erstmal gut, denn wir schieben sie vor den Schmerz.

So verhindert sie uns einen objektiven Blick auf die Situation, weil wir uns in der Wut keine Zeit dafür nehmen (wollen).


Auch kann uns die Wut daran hindern, unser Gegenüber wahrzunehmen. Die Würde und die Grenzen des anderen Menschen zu sehen, die Verletzlichkeit und das Recht auf eine eigene Meinung.

Wir können in der Wut Dinge sagen oder tun, die wir später bereuen. Das Biest in uns kann erwachen und wir verlieren gänzlich den Bezug zur Realität.

Manche von uns handeln dann und agieren sich aus, was sie später tief bereuen oder Scham empfinden.

Doch das können wir verhindern, indem wir bewusster mit unserer Wut in Kontakt kommen. Dann spüren wir auch die dahinter liegenden Gefühle, die von der Wut überschattet sind.

Wenn wir diesen Weg gehen, können wir uns mehr um ein liebevolles Verhältnis mit uns selbst kümmern, als uns durch Feindseligkeit davon abzulenken.


Mit der Wut umgehen lernen


In unserer Wut ist oft auch eine Sehnsucht verborgen.

Oft ist es die Sehnsucht nach dem Gegenteil.

Nimm dir Zeit, in dieses Gegenteil zu spüren und es in dein Herz zu holen. Lass die Sehnsucht in dir sprechen.

Wie sollte die Situation sein?

Wie soll mein Gegenüber sich verhalten? Lasse die Gedanken darüber zu. Ohne dein Gegenüber zu verändern.


The only way out is through

Wir können uns Gefühle wie Wut nicht abtrainieren oder wegmeditieren. Indem wir bereit sind, sie zu fühlen, bringen sie eine Botschaft mit. Wir können lernen, hinzuhören. Bewusster zu werden. Entscheiden zu lernen, wie wir die Wut ausleben. Alternativen suchen.

Die Sehnsüchte und den Schmerz dahinter zu benennen und anzuerkennen.


Gefühle sind wie deine Kinder


Sie kommen in Momenten, in denen du etwas anderes vorhast und zupfen an deinem Ärmel. Du kannst sie beiseite schieben und es funktioniert auch für einen Moment. Dann kommen sie zurück und zupfen wieder an deinem Ärmel, diesmal aber mit mehr Nachdruck. Bis du dich beginnst, um sie zu kümmern. Sie wie ein Kind auf den Schoß zu nehmen und ihnen zuzuhören. Sie ernst zu nehmen. Sich um sie liebevoll und geduldig zu kümmern. Schließlich sind es deine Gefühle. Niemand anderes macht sie für dich. Du kreierst sie alle aus dir selbst heraus. Kümmere dich liebevoll um deine Kinder!

Übernimm Verantwortung für deine eigenen Gefühle.


 

Lektüre zur Vertiefung (Teile des Artikels sind angelehnt an das Kapitel "Wohin mit meiner Wut?")

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