Nichtwissen ist nichts für Feiglinge.
In einer Informationsgesellschaft hält sich hartnäckig der Glaube, wir müssten auf alles eine Antwort haben.
Vor allem Führungskräfte hören so viele Fragen und glauben immer antworten zu müssen.
In meinen Leadership Sessions rege ich oft an, das Nicht-Wissen zu erforschen. Denn es gibt Fragen, die werden nur aus Verlegenheit oder Überlegenheit, Bequemlichkeit oder Verdruss, nicht aber aus Wissen beantwortet.
Was, wenn wir es mal nicht wissen?
Dann könnte das erstmal zeigen, dass die Führungskraft nahbar ist.
Nahbarkeit und Menschlichkeit erzeugen Verbindung ins Team.
Es ist außerdem eine spannende Selbsterfahrung als Führungskraft, das zu sagen.
Das kostet Mut und Überwindung.
Weil viele von uns so geprägt worden sind, die Verantwortung in der Führung zu suchen.
Mein erster Chef bei studiVZ, Ehssan Dariani, war ein ziemlich schräger Vogel.
Kontrovers, schnell im Kopf, streitbar. Ich hab viel von ihm gelernt, gerade weil er so anders war.
Sein liebster Satz war:
Bring mir keine Fragen, bring mir Lösungen.
Das hat mich damals als Mitarbeiterin extrem beeinflusst in meiner Art zu denken und geführt zu werden. Später als Führungskraft habe ich das versucht umzusetzen.
Mein Team nicht in die selbsterlernte Unmündigkeit zu führen, indem ich alles weiß und vorgebe.
Sondern auch mal etwas nicht zu wissen.
Mich vor alle zu stellen und zu sagen: "Ich hab keine Ahnung wie's weitergeht - ihr?"
Was dann folgt, ist oft erstaunlich.
Das Team sucht Antworten.
Es wird eifrig und selbstbestimmt, übernimmt noch mehr Verantwortung und wächst zusammen.
Genau das, was ich von einem Team will. Es soll ein eigener smarter Organismus sein, der sich fortlaufend transformiert. Das geht nur, wenn wir die Kontrolle auch mal abgeben.
Weniger wissen müssen ist mutig und ein Schritt zu besserer Leadership.
Probier's aus!
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